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Donnerstag, 29. September 2016

Nur zwei Kilometer bis zum Himmel: Über den Wolken im Regen

Ein langer Weg nach oben! 

Die ersten Bilder von diesem unglaublichen Ort habe ich im Internet entdeckt: Ganz oben auf einer Bergspitze stehen Tempel, zu denen führt lediglich ein kleiner und steiler Weg hinauf, keine bequeme Strasse. DA wollte ich hin, unbedingt!

Da die Strecke von Chiang Mai über Lampang bis zu unserem Ziel anderthalb Stunden sehr kurvenreich über kleine Berge führt, dauert sie relativ lang. Wir hüpfen also schon früh aus den Federn, ich richte nach dem Duschen meine Haare, sprühe mich ordentlich mit Moskito-Spray ein, reisse die Kollegin auch aus dem Schlaf, so dass wir zu dritt fahren können.

Wanchai erzählt unterwegs, dass es in Lampang eine ganz spezielle Nudelsuppe gibt, die ich unbedingt ausprobieren müsse.

Ja klar, warum nicht. Hier ist Nudelsuppe ja nix besonderes, also will ich die auch kosten.

Während der Fahrt höre ich den Thais beim Reden zu, verstehe zwar kein Wort davon, muss aber lachen. Vielleicht sollte ich die Sprache lernen? Dann können sie sich nicht mehr über mich - oder was auch immer - unterhalten und ich lache einfach dazu.

In Lampang angekommen, suchen wir ein typisches Nudelrestaurant. Auf den Tischen stehen verschiedene Gewürze, Chili und Sossen. vor dem Eingang locken riesige Kochtöpfe und es riecht so lecker, dass prompt mein Magen knurrt und ich schnell eine Portion dieser duftenden Nudelsuppe probieren will.

Wie immer dauert es nicht lange, bis mein grosser Pott mit Nudelsuppe vor mir steht und nach frischen Kräutern und Gemüse riecht. Da ist kein Maggi drin, ganz und gar nicht, das ist eine richtige Nudelsuppe, wie von Mama.

Das spezielle an dieser Nudelsuppe war übrigens der Fleischkloss, oder wie wir sagen, die Fleischbällchen. Allerdings waren es keine Bällchen, der Kloss war immerhin so gross wie ein Tennisball. Tatsächlich habe ich eine solche Nudelsuppe noch nicht gegessen...



Die Suppe und der Fleischkloss schmeckten einfach grossartig, nach mindestens 100 Gewürzen, Fleisch, Gemüse... und kostet wie immer nur 45 Bht, also fast nix. Ich hätte ja am liebsten gleich zwei Portionen gefuttert, wollte aber nicht als "Fresssack" dastehen. Also genoss ich meine Schüssel mit Suppe, mich hat es noch nicht einmal gestört, dass sie sehr scharf war. Angenehm gestärkt spendieren wir auch dem Auto ein wenig zu trinken und fahren noch gut eine Stunde weiter.

Unser heutiges Ziel heisst: Wat Chaloem Phra Kiat und ist eine Tempelanlage, die sich ganz oben auf der Spitze eines Berges befindet. Wir können nicht bis nach oben fahren, sondern müssen etwa fünf Kilometer weiter unten parkieren: Für private Fahrzeuge ist der Weg verboten - aber es gibt einen Jeep, der die Touristen weiter chauffiert. Wanchai warnte, dass uns der Jeep nur etwa drei Kilometer weit bringt, die letzten zwei müssen wir selbst bis nach oben laufen. Haha. Ich lache über den Witz. Der war echt gut: Ich und nach oben laufen...

Wir parken, kaufen Tickets und... warten. Dann kommt allerdings nicht der Jeep, sondern der Regen. Glücklicherweise konnten wir diesen unter einem Dach abwarten, schliesslich goss es wie aus Kübeln. Nur zehn Minuten später war der Regen vorbei und der Jeep da. Wir stiegen hinten auf, es kamen weitere vier Thais dazu und es ging steil auf der schmalen Strasse den Berg hinauf. Jeder PKW würde bei dieser Steigung schlapp machen, so steil wie es hier ist. Wir halten uns alle gut fest, damit wir nicht aus dem Jeep purzeln.

    

Je höher wir kommen, desto traumhafter wird die Sicht. Wir lassen die Regenwolken hinter uns, der Himmel klart auf und wir fahren durch einen saftig-grünen und wunderschönen Dschungel, immer weiter nach oben. Einen Moment später hält der Jeep und wir müssen alle aussteigen. Oha. Die Bergspitze ist doch noch so weit weg...

Weil wir hochwollen, folgen wir dem Wegweiser und gehen auf der kleinen asphaltierten Strasse weiter, auf der uns der Jeep bis hierhin gebracht hat. Wir kommen an grünen Palmen und Bananenbäumen vorbei, doch nach fünf Minuten ist die Strasse einfach zu Ende. Und jetzt?

  

Jetzt zeigt der kleine Wegweiser einfach links himmelwärts. Wir sollen nach oben in den Dschungel klettern, auf einem schmalen Pfad, der an vielen Stellen nur wenige Zentimeter breit war. Zuerst aus Beton, dann nur noch aus Kies und Geröll, an manchen Stellen über improvisierte Treppen, an vielen Stellen bestand der Weg aus kleinen Stahlbrücken und Treppen, die hier eingebaut waren. Rechts ging es jedenfalls ganz schön steil bergab.

Wir waren mittendrin im Dschungel: Die Moskitos kreisten und suchten einen Landeplatz auf mir, über die Felsenwand kroch ein Wurm, der so gross und dick wie eine Bratwurst war - und weil es noch nicht reichte, fing es zu regnen an. Obwohl wir unter Bäumen liefen, waren wir innert Sekunden klatschnass. Oh mein Gott, nein, Buddha, drei kriechende Menschen auf dem Weg nach oben, eingehüllt in eine Wolke aus Schweiss, Moskito-Spray und Regenwasser, kann das eigentlich noch schlimmer werden?

  

  

Glücklicherweise nicht. Es wurde viel besser: Wir ackerten uns die zwei Kilometer steil bergauf und kamen ziemlich fertig oben an. Wow. Der Ausblick war einfach grandios. Auf den Felsspitzen rechts und links stehen die weissen Stupas, ich habe keine Ahnung, wie diese hier oben erbaut wurden, auch wenn die Erbauer bestimmt nicht solche Höhenangst hatten, wie ich.

Rechts neben der Aussichtsplattform führt eine Treppe nach oben, bis zu einem kleinen Aussichtspunkt direkt auf der Felsspitze. Ich ging hoch, auch wenn mir tausend Gedanken durch den Kopf schossen, ich klammerte mich einfach am Geländer fest, vermied jeden Blick nach unten und kam tatsächlich glücklich oben an. Die kleine Plattform war tatsächlich oben auf der Felsspitze, höher hinaus geht es nicht mehr. Als die Sonne durch die Wolken kommt, zücke ich mein Handy und schiesse viele schöne Bilder.

      

Der Ausflug hierher hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn wir dafür jeweils drei Stunden Hin- und Rückfahrt in Kauf nehmen mussten. Dafür waren hier nur sehr wenige Menschen unterwegs, nur Thais. Ich war der einzige Farang, wie hier die Europäer genannt werden.

Lange können wir jedoch nicht bleiben. Unsere Begleiterin Narm muss zurück und die Bar ihrer Schwester aufmachen. Trotzdem sind wir viel zu spät in Chiang Mai. Weil wir uns aber als echte Freunde zeigen wollen, helfen wir ihr, decken die Tische und stellen alles bereit, damit die Gäste kommen können. Zur Belohnung bekommen wir nur wenig später ein leckeres Essen, ganz frisch aus der Küche. Überhaupt, Küche: Die ist so klein, wie bei uns eine Abstellkammer. Darin gibt es eine grosse Kühlbox, einen Reiskocher und einen Wok, der direkt über der Gasflasche angebracht ist. Die Gasflamme erhitzt den Wok, in dem wirklich alles zubereitet wird, Gemüse ebenso wie Fleisch oder Pommes. Doch, die Thais essen auch Pommes.



Ein Nachtrag vom 29. September: Ich befinde mich auf Ko Lan, als ich eine Nachricht erhalte: Die Besitzerin der Bar, die ja auch meine Kollegin ist, entschied sich aus diversen und völlig verständlichen Motiven heraus, die Bar per sofort zu schliessen. Das macht mich sehr traurig, schliesslich haben wir in dieser Bar meine Welcome-Party und See-you-soon-Party gefeiert, ebenso wie den Geburtstag von Wanchai. Immer gab es das frisch zubereitete und wirklich leckere Thai-Essen von Narm. Ich finde es sehr schade, auch wenn ich es verstehe, dass sich kein Restaurant und keine Bar betreiben lässt, wenn die Ausgaben höher sind als die Einnahmen. Ich wünsche den beiden Mädels alles Gute und viel Glück für ihre Zukunft.


    

Samstag, 24. September 2016

River Rafting ohne Happy End

Ich weiss es jetzt: Samsung S7 ist Wasserdicht kann aber nicht schwimmen! 

Seit über 16 Monaten reise ich in der Weltgeschichte umher und blieb in dieser ganzen Zeit von vielem verschont: Ich habe nichts verloren, mir wurde nichts gestohlen, ich erlitt weder einen Unfall noch Verletzungen.

Heute sollte nun diese Glückslinie ein Ende haben. Doch ich fange lieber mit dem Anfang an:

Gemeinsam fuhr ich mit Wanchai, einem weiteren Freund und zwei Freundinnen in den Mae Wang National Park. Wir waren als coole kleine Truppe unterwegs. Wie in einem Nationalpark üblich, mussten wir einige Baht an Eintritt bezahlen und fuhren zu dem Parkplatz, der sich nahe der Sehenswürdigkeit Pha Chor befand.

Wer sich hier nicht auskennt - oder keinen Reiseführer hat - findet den Weg kaum. Man muss schon sehr genau aufpassen, will man die Abzweigung nicht verpassen. Nur ein kleiner Wegweiser zeigt auf den Weg, der nach Pha Chor führt. Erschwerend kommt hinzu, dass wir nicht auf einer geteerten Strasse, sondern einem löcherigen und holperigen Weg unterwegs sind, der kaum so aussah, als sei er der richtige Weg. Doch er war es und sorgte mit seinen vielen Schlaglöchern dafür, dass wir gut durchgeschüttelt am Parkplatz ankamen.

Dann hiess es: Laufen. Abwärts laufen. Hunderte von Stufen ging es hinunter bis zum Talbecken. Oha. Das heisst aber gleichzeitig auch, dass wir irgendwann all diese Stufen wieder nach oben klettern müssen. Aber was soll's. Ab nach unten, wir wollen ja schliesslich was erleben.

Unten angekommen, führte uns Wanchai als Reiseführer den gleichen Weg entlang, den auch die Schilder wiesen. Der Weg wurde immer schmaler, staubiger und schien ganz ausgetrocknet zu sein. Das fand ich ein wenig seltsam, ist doch alles um uns herum im Nationalpark saftig grün, vor allen Dingen jetzt, in dieser Jahreszeit. Hier jedoch scheinen wir in einer völlig anderen Welt unterwegs zu sein.

Der Weg mutet wie ein kleines Bachbett, das sicherlich bei Regen nicht passiert werden kann. Jetzt aber ragen rechts und links von uns trockene staubige Felsen auf. Ob es wohl auf dem Mond so aussieht? Es ging noch einmal aufwärts, aber das war dann doch ein eher kleiner Hügel. Mannomann. Wir sind trotzdem ganz schön ausser Puste, vor allem die Raucher unter uns haben kräftig zu kämpfen und müssen sich erst einmal setzen.

Der Weg dauert etwa eine halbe Stunde, dann stehen wir vor einer beeindruckenden Felswand. Es sieht wunderschön und ein bisschen mystisch aus, ich habe mich gefragt, wie wohl diese grossartige Felslandschaft entstanden sein mag. Vor dieser Kulisse müssen die Fotos einfach phantastisch werden...

Ein Ranger kommt vorbei, der hier nach dem Rechten schaut. Er steht uns Rede und Antwort und stellt sich gerne als Fotograf zur Verfügung. So können wir alle fünf auf dem tollen Bild abgelichtet werden.

Ich weiss gar nicht, wo ich zuerst gucken soll, so beeindruckend ist es überall. Egal. Ich lasse die Kraft der Steine auf mich wirken und geniesse diesen Moment der Ruhe und Stille, der hier im Nirgendwo so herrscht. Und versuche gleichzeitig, nicht an das zu denken, was hier alles leben, kreuchen und fleuchen könnte, wie Schlangen, Insekten oder... Neinnein, die Felsen sind wirklich sehr schön.

  

Doch bald drängen sich die Gedanken an den Rückweg durch all diese schönen Ansichten. Ja. Ja, die Stufen, die wir nach unten geklettert sind, müssen wir auch wieder nach oben steigen. Ob wir das schaffen? Und wenn nicht? Gibt es hier keinen Fahrstuhl oder wenigstens einen Sänftenträger?

Schritt für Schritt arbeiten wir uns immer weiter aufwärts. Während sich der eine am Geländer festhält und auf diese Weise nach oben zieht, keucht der andere laut vor sich hin und ich schwitze gerade den letzten Rest an Flüssigkeit aus mir heraus und kann nur noch daran denken, dass es oben eine kleine Snackbar gibt. Dort erwartet mich als Belohnung für diese Quälerei bestimmt ein kühles Getränk. Hoffentlich.

Die Gedanken daran halten uns am Gehen, bis wir sichtlich ausser Atem endlich oben angelangt sind. Wir gönnen uns die Belohnung und ein schön gekühltes Wasser. Selbst die hier gereichten Erfrischungstücher sind gut gekühlt, das ist echt cool.

Nach diesem eher anstrengenden Abstecher fuhren wir zu einem Fluss, auf dem wir ein paar Wochen zuvor eine Bamboo-Rafting-Tour unternommen hatten. War damals Niedrigwasser, führt jetzt der Fluss nach dem vielen Regen deutlich mehr Wasser. Damit sollten wir wohl sicher sein, dass wir mit unserem Rafting-Boot nicht auf einen der vielen Felsen im Wasser auflaufen.

Das Prinzip mit dem Rafting funktioniert kinderleicht: Das Auto parkt einfach bei einem der Restaurants. Ein Shuttle-Service bringt diejenigen, die anschliessend mit dem Bamboo-Rafting-Floss den Fluss wieder hinunter fahren wollen, nach oben. Dort wird das Floss aufs Wasser gesetzt, die Menschen schwimmen auf diesem zurück bis zum Restaurant, dort gibt es etwas leckeres zum Essen und am Schluss die Rechnung, logisch.

So weit, so klar. Genauso wollten wir es machen.

Wir stiegen fix in unsere Badeshorts, da ich mich gut daran erinnern konnte, dass wir beim letzten Mal an einer Stelle ziemlich nass wurden: Hier wurde das Floss von der Strömung unter das Wasser gedrückt. Dabei bleibt keiner trocken. Garantiert.

Nur zehn Minuten braucht der Jeep, bis er uns oben am Startplatz des Flosses abgeliefert hat.

Wir steigen auf. Die Mädels und ich nehmen in der Flossmitte Platz, Wanchai steuert vorne und der andere Freund hinten, damit wir sicher mit dem Floss abwärts fahren können.

Da ich hübsch geschützt sitze, schiesse ich mit meinem neuen Samsung S7 tolle Fotos und mache unglaublich rasante Videos, die Kamera macht überhaupt unglaublich schöne Bilder, ich bin ganz hingerissen und begeistert. Nur schade, dass sich mit dem Samsung keine Unterwasserbilder machen lassen...

Mitten im Fluss begegnen wir sogar einer Elefanten-Trekking-Tour, sie kreuzen gewissermassen unseren Weg. Glücklicherweise passiert nichts, obwohl wir mit unserem Floss kurz einen Elefanten berühren und meine Begleiter vor Schreck in den Fluss springen. Nur der Elefant guckt uns etwas komisch an. Ob er in Gedanken seinen mächtigen Kopf darüber schüttelt, was wohl diese doofen Touristen hier wollen?

Weiter geht die Fahrt.

Kurze Zeit später taucht das Schild auf, das vor dieser einen blöden Stelle warnt: Hier ragen rechts und links Steine und Felsen so weit in den Fluss, dass dieser nur noch etwa einen Meter breit ist. Da es hier so eng ist, zwängelt sich das Wasser viel eiliger hindurch und weil das alles noch nicht reicht, gibt es einen kleinen Absatz. Wie bei einem kleinen Wasserfall geht es gut einen Meter abwärts. Das war die Stelle, an der wir beim vorigen Versuch einfach stecken blieben, da unser Floss plötzlich unten auf einem Felsen sass. Anschliessend zog die Strömung das Floss unter Wasser und wir wurden pudelnass dabei.

Bei diesem Versuch ist alles anders. Jetzt fliesst viel mehr Wasser den Fluss hinunter, die Strömung ist allerdings auch schneller. Ja, es ist auch gefährlicher, doch das unterschätzen wir sträflich. Und ich ganz besonders.

Ich habe keine Ahnung, welcher Affe mich eigentlich gebissen hat, aber kurz vor dieser gefährlichen Engstelle kam ich auf die glorreiche Idee, ich müsse unbedingt mit meinem Handy filmen, wie wir hier durchrauschen.

Jep. Vom Samsung S7 heisst es ja, es sei wasserdicht. Sollte uns die Strömung mit dem Floss wieder unter Wasser ziehen, werden wir zwar nass, aber sonst wird schon nix passieren. Dachte ich.

Dann ging alles viel schneller, als ich überhaupt reagieren konnte: Wir sahen die Stelle, peilten sie an und wollten direkt durchfahren. Doch die Strömung hatte etwas anderes vor und drückte das Floss hart an die Felswand, so dass wir voll dagegen prallten. Die Mädels rutschten auf dem Floss nach vorne, mich jedoch warf es raus. Ich landete im Wasser, genau zwischen dem Floss und der Felswand. Das Floss kam näher, unter Wasser schürften meine Beine über harten Fels. Ich brauchte beide Hände - liess mein Handy los und sah zu, dass sich wenigstens der menschliche Schaden in Grenzen halten lässt. Mit einer Hand stosse ich mich an der Felswand ab, mit der anderen versuche ich, das Floss von mir wegzudrücken. Glücklicherweise erfasst mich die Strömung, ich schiesse mit dem Wasser durch die Stromschnelle, fange mir jedoch noch hie und da einen Kratzer ein, schliesslich pflastern harte Steine meinen Weg nach unten.

Es waren nur ein paar unüberlegte Sekunden, trotzdem hatten wir alle riesiges Glück, dass nichts wirklich Schlimmes passiert ist. Die paar Kratzer und blauen Flecke zählen mal nicht mit. Es schmerzt zwar und blutet überall, aber das geht schnell wieder vorbei.

Kurze Zeit später kam dann der zweite Schreck: Auch wenn das Samsung S7 wasserdicht ist, schwimmen kann es jedoch nicht. So liegt es wohl irgendwo unten in der Stromschnelle herum, kreiselt zwischen Felsen, Fischen und - vielleicht - Elefantenkacke.

Die Thais eilen uns zu Hilfe, jeder versucht, das Handy zu suchen, doch es ist und bleibt einfach weg. Wir versuchten sogar, das Handy zu orten. Aber das funktioniert einfach nicht, wenn es unter Wasser ist.

Nutzt alles nichts: Ich bin schliesslich selbst schuld daran. Hätte ich bloss nicht gefilmt...

Nach diesem Erlebnis möchte ich jetzt nur noch zurück zum Restaurant und meine Wunden (lecken) desinfizieren. Uff. Klar, die Stimmung ist jetzt tief am Boden und zwar bei allen. Glücklicherweise ist es nur ein Handy, das verloren ging. Also: "Hinfallen, aufstehen, Krone richten - und weiter gehen".

Wir stärken uns mit leckerem Essen, versorgen alle sichtbaren Wunden mit einem Pflaster und fahren am Abend zurück. Ich muss jetzt erst einmal sämtliche Passwörter ändern und überlegen, wie ich wieder an die Daten komme, die auf dem Handy gespeichert waren, neues Handy kaufen und eine Kopie meiner CH-Sim Karte per Kurier senden lassen... (Danke Dino für Support).



Und dann: Gute Nacht!



Bilder von der ersten Rafting Tour bei welcher noch alles in Ordnung war:

     

Samstag, 17. September 2016

Bei Freunden zu Hause: Ein Besuch bei der Familie meines Reiseführers Wanchai

Und baden an einem Ort wo niemand ist! 

Drei Stunden von Chiang Mai entfernt lebt die Familie meines Reiseführers Wanchai in der Nähe von Uttaradit. Als er fragte, ob wir sie mal besuchen wollen, war ich schnell dafür. So ein Ausflug ist schliesslich etwas ganz Besonderes, näher werde ich wohl kaum an Thailand herankommen.

Damit es für keinen langweilig wird, wurden wir noch von zwei Freunden begleitet. 

Auf der Fahrt nach Uttaradit stoppten wir kurz beim Tempel Wat Phra That in Lampangluang, der als faszinierendster Tempel von Thailand gilt.

Er ist von einer riesigen Steinmauer umgeben, es gibt zahlreiche Holzschnitzereien und einen Fußabdruck von Buddha, den dieser im Jahre 1149 hinterlassen haben soll. 

    

Das alles ist es noch nicht, was diesen Tempel so faszinierend macht. Erst als ich den kleinen Raum neben dem Tempel betrat und die Tür schloss, sah ich das Unglaubliche: Durch ein kleines Loch in der Holzwand scheint ein Sonnenstrahl, der von der Spitze des Tempels reflektiert wird, so dass er genau hier landet. Soweit, so gut. Die Sonne strahlt eine glänzende Platte oder einen Spiegel an der Tempelspitze an, der Strahl wird reflektiert und endet in diesem Raum. 

Doch hier im Raum ist nicht einfach ein Lichtstrahl zu sehen, nein, ganz und gar nicht. Der Strahl widerspiegelt die gesamte Tempelanlage, und zwar in Farbe. Sämtliche Leute, die ich gefragt habe, haben mir versichert, dass das Licht oben nur reflektiert wird, dass sich dort keine Abbildung des Tempels befindet, sondern nur eine blanke und leere Platte, die eben den Strahl der Sonne reflektiert. Weil ich es immer noch nicht glauben wollte, ging ich wieder nach draussen und sah, dass die gleichen Wolken über den Himmel zogen, wie auf dem Bild.

Dieses Mysterium lässt sich sogar in zwei Räumen bewundern, die in einer jeweils unterschiedlichen Konstellation zur Sonne stehen. Doch immer ist ein farbiges Bild des Tempels zu sehen. Aber wie es dort drinnen zustande kommt, das ist ein Mysterium, das sich niemand erklären kann. Wer dort hinkommt, sollte auf jeden Fall danach fragen, die meisten Touristen beachten diese kleine Attraktion überhaupt nicht.

    

Jedenfalls hatten wir für die nächste Zeit ein Gesprächsthema. Da war es gut, dass direkt vor dem Tempel Pferdekutschen warteten, mit denen wir eine viertelstündige Fahrt durch das kleine Dorf und einem Halt bei dem alten Brunnen unternehmen konnten.

Anschliessend stärkten wir uns mit typischer Thaikost in einem Restaurant, bevor wir weiter zur Familie von Wanchai fuhren.

Wir kamen an und wurden von allen so herzlich begrüsst, als würden wir selbst zur Familie gehören. Neben Wanchais Mutter und Schwester waren noch ein paar andere Leute anwesend, von denen ich leider nicht genau weiss, wer nun tatsächlich zur Familie gehört und wer als Nachbar einfach so vorbeikommt.

Wir kaufen schnell alles Nötige auf dem einheimischen Markt, dann wurde das frische und knackige Gemüse gerüstet, eine würzige Suppe gekocht und auf dem Grill das frische Fleisch saftig gegrillt.

  

Irgendjemand installierte zwei Boxen, verband diese mit einer kleinen Musikanlage, so dass wir bis spät in die Nacht mit cooler Tanzmusik berieselt wurden. Ärger mit den Nachbarn? Wegen Lärm? Gibt es hier nicht. Während bei uns sicherlich schon eine Minute nach 22 Uhr die Polizei auf der Matte stehen würde, von irgendeinem Nachbarn gerufen, kommen hier die Nachbarn einfach auf ein Bier vorbei und wollen den "Farang" ebenfalls sehen und begrüssen.

  

Geht irgendetwas zur Neige, betreibt sicherlich irgendjemand ganz in der Nähe einen kleinen Shop, der 24 Stunden lang geöffnet hat. Ist es spät in der Nacht, schläft der Besitzer einfach im Shop, so dass du vorbeikommen kannst und freundlich "Hallo" sagen kannst. Du kaufst einfach deinen Mitternachtssnack, einen Karton Bier, eine Tasche mit Eis, ein Moskito-Spray und schon kann die Feier für ein paar Stunden weiter gehen.

Vielen herzlichen Dank, liebe Familie Yoonuch. Es war ein wirklich schöner, liebevoller, lustiger und leckerer Abend.


Am nächsten Morgen zogen wir ziemlich früh los, auch wenn der eine oder andere noch mit den Nachwirkungen der nächtlichen Feierei zu kämpfen hatte. Alle, und damit meine ich: Kind, Kegel, Mutti, die Freunde und noch einige andere Damen fuhren gemeinsam mit dem Off-Road-Jeep zum Wasserfall, den tatsächlich nur die Einheimischen kennen - und ich jetzt auch.

Wer vorne im Auto keinen Platz mehr hat, steigt einfach nach hinten auf die Ladefläche. Das wäre bei uns undenkbar, hier ist es "thaistyle", also normal. So, wie der warme Wind durch die Haare fegt, ist das eigentlich ein tolles Abenteuer, von der Sicherheit mal abgesehen.



Der Name des Ortes lässt sich einfach mit Wasserfall-Pool übersetzen, wir laufen den Bach entlang, immer an lauschigen Plätzchen vorbei, an denen Steintische zum Picknick einladen. Von einem Baum hängen Seile herunter...

Die Einheimischen haben ein paar Stände aufgebaut und bieten einfaches Essen und Trinken an. Rechts und links von Weg und Bach ist dichter Dschungel und es dauert nicht lange, bis direkt vor uns der Wasserfall mit seinen einzelnen Ebenen auftaucht. Das ist der "Wasserfall-Pool".

Wir sind fast die einzigen, die hier sind und natürlich dauert es nicht lange, bis die ersten von uns im Wasser planschen. Aber irgendwie hatte ich an diesem Morgen meine Sinne noch nicht ganz beisammen: Anders kann ich es mir nicht erklären, warum ich meine Badehose vergessen habe, obwohl mir jeder gesagt hat: "Hopi, wir gehen zum Wasserfall! Dort kannst Du baden!"

Klar, ich könnte ohne Badehose in den Shorts baden. Sicher. Aber: Hier ist Mutti Wanchai mit ihren Freundinnen, alles nette Damen. Da gewinne ich mit meinen alten Shorts weder den ersten Platz in einer Modeshow, noch in Punkto Höflichkeit. Also klettere ich lieber gut behost den Wasserfall hinauf, und gucke den Jungs ein wenig neidisch zu, wie sie sich im Wasser necken.

Ich war ja ganz erstaunt, als ich sah, was die Damen alles im Auto untergebracht haben: Während ich mich noch von der Nacht erholt habe, sorgten sie für ein leckeres Picknick und die dafür nötigen Getränke. Mitten im Dschungel wurde jetzt ein kleiner Snack kredenzt, vor dieser berauschenden Kulisse des Wasserfalls.

      

Als wir von diesem erfrischenden Ausflug zurückkamen - ja, ok, für mich war er eher feucht-heiss - fragte mich Wanchai, ob ich mit ihm eine kleine Runde mit dem Traktor drehen möchte. Traktor? Runde? Ja klar doch.

Wanchai öffnet prompt ein riesiges Scheunentor neben dem Haus, darin parkt ein ... ein ... irgendwas ... mir fällt zunächst nicht ein, wie so ein Fahrzeug heissen könnte. Wir legen den Rückwärtsgang ein und fahren auf vier Rädern raus. Jetzt kann ich das Fahrzeug genau betrachten, das Wanchai als Traktor bezeichnet: Ein farbiges Fahrzeug, von einem Rasenmäher-Motor angetrieben, ohne richtige Sitze, ohne Windschutzscheibe, ohne irgendwas. Einfach ein Ding auf vier Rädern, mit dem sich Waren transportieren lassen.

    

Das war echt lustig: Wir stiegen auf die Ladefläche und ab ging die Post. Der Motor dröhnte und der warme Fahrwind sauste um meine Ohren. Als wir mitten in den saftig-grünen Reisfeldern auf einer abgelegenen Strasse unterwegs waren, wollte ich das Ding auf seinen vier Rädern auch mal fahren. Huiii. So ganz ohne Servolenkung und sonstigen modernen Schnickschnack fiel es mir gar nicht so leicht, den Traktor tatsächlich auf der Strasse zu halten. Aber es war ein echter Mords-Gaudi.

Ich glaube, bei uns würde diese Art Traktor noch nicht mal als Go-Kart auf den Verkehr losgelassen. Hier ist er jedoch das Fahrzeug No. 1 und dient den einheimischen Bauern zum Transport ihrer Waren.

Es war einfach nur lustig.

Voll mit Erlebnissen und Eindrücken fuhren wir wieder nach Chiang Mai zurück. Damit die Jungs auch mal ruhen konnten, übernahm ich das Steuer und chauffierte uns alle sicher nach Hause. Spät in der Nacht kamen wir an.