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Samstag, 17. September 2016

Bei Freunden zu Hause: Ein Besuch bei der Familie meines Reiseführers Wanchai

Und baden an einem Ort wo niemand ist! 

Drei Stunden von Chiang Mai entfernt lebt die Familie meines Reiseführers Wanchai in der Nähe von Uttaradit. Als er fragte, ob wir sie mal besuchen wollen, war ich schnell dafür. So ein Ausflug ist schliesslich etwas ganz Besonderes, näher werde ich wohl kaum an Thailand herankommen.

Damit es für keinen langweilig wird, wurden wir noch von zwei Freunden begleitet. 

Auf der Fahrt nach Uttaradit stoppten wir kurz beim Tempel Wat Phra That in Lampangluang, der als faszinierendster Tempel von Thailand gilt.

Er ist von einer riesigen Steinmauer umgeben, es gibt zahlreiche Holzschnitzereien und einen Fußabdruck von Buddha, den dieser im Jahre 1149 hinterlassen haben soll. 

    

Das alles ist es noch nicht, was diesen Tempel so faszinierend macht. Erst als ich den kleinen Raum neben dem Tempel betrat und die Tür schloss, sah ich das Unglaubliche: Durch ein kleines Loch in der Holzwand scheint ein Sonnenstrahl, der von der Spitze des Tempels reflektiert wird, so dass er genau hier landet. Soweit, so gut. Die Sonne strahlt eine glänzende Platte oder einen Spiegel an der Tempelspitze an, der Strahl wird reflektiert und endet in diesem Raum. 

Doch hier im Raum ist nicht einfach ein Lichtstrahl zu sehen, nein, ganz und gar nicht. Der Strahl widerspiegelt die gesamte Tempelanlage, und zwar in Farbe. Sämtliche Leute, die ich gefragt habe, haben mir versichert, dass das Licht oben nur reflektiert wird, dass sich dort keine Abbildung des Tempels befindet, sondern nur eine blanke und leere Platte, die eben den Strahl der Sonne reflektiert. Weil ich es immer noch nicht glauben wollte, ging ich wieder nach draussen und sah, dass die gleichen Wolken über den Himmel zogen, wie auf dem Bild.

Dieses Mysterium lässt sich sogar in zwei Räumen bewundern, die in einer jeweils unterschiedlichen Konstellation zur Sonne stehen. Doch immer ist ein farbiges Bild des Tempels zu sehen. Aber wie es dort drinnen zustande kommt, das ist ein Mysterium, das sich niemand erklären kann. Wer dort hinkommt, sollte auf jeden Fall danach fragen, die meisten Touristen beachten diese kleine Attraktion überhaupt nicht.

    

Jedenfalls hatten wir für die nächste Zeit ein Gesprächsthema. Da war es gut, dass direkt vor dem Tempel Pferdekutschen warteten, mit denen wir eine viertelstündige Fahrt durch das kleine Dorf und einem Halt bei dem alten Brunnen unternehmen konnten.

Anschliessend stärkten wir uns mit typischer Thaikost in einem Restaurant, bevor wir weiter zur Familie von Wanchai fuhren.

Wir kamen an und wurden von allen so herzlich begrüsst, als würden wir selbst zur Familie gehören. Neben Wanchais Mutter und Schwester waren noch ein paar andere Leute anwesend, von denen ich leider nicht genau weiss, wer nun tatsächlich zur Familie gehört und wer als Nachbar einfach so vorbeikommt.

Wir kaufen schnell alles Nötige auf dem einheimischen Markt, dann wurde das frische und knackige Gemüse gerüstet, eine würzige Suppe gekocht und auf dem Grill das frische Fleisch saftig gegrillt.

  

Irgendjemand installierte zwei Boxen, verband diese mit einer kleinen Musikanlage, so dass wir bis spät in die Nacht mit cooler Tanzmusik berieselt wurden. Ärger mit den Nachbarn? Wegen Lärm? Gibt es hier nicht. Während bei uns sicherlich schon eine Minute nach 22 Uhr die Polizei auf der Matte stehen würde, von irgendeinem Nachbarn gerufen, kommen hier die Nachbarn einfach auf ein Bier vorbei und wollen den "Farang" ebenfalls sehen und begrüssen.

  

Geht irgendetwas zur Neige, betreibt sicherlich irgendjemand ganz in der Nähe einen kleinen Shop, der 24 Stunden lang geöffnet hat. Ist es spät in der Nacht, schläft der Besitzer einfach im Shop, so dass du vorbeikommen kannst und freundlich "Hallo" sagen kannst. Du kaufst einfach deinen Mitternachtssnack, einen Karton Bier, eine Tasche mit Eis, ein Moskito-Spray und schon kann die Feier für ein paar Stunden weiter gehen.

Vielen herzlichen Dank, liebe Familie Yoonuch. Es war ein wirklich schöner, liebevoller, lustiger und leckerer Abend.


Am nächsten Morgen zogen wir ziemlich früh los, auch wenn der eine oder andere noch mit den Nachwirkungen der nächtlichen Feierei zu kämpfen hatte. Alle, und damit meine ich: Kind, Kegel, Mutti, die Freunde und noch einige andere Damen fuhren gemeinsam mit dem Off-Road-Jeep zum Wasserfall, den tatsächlich nur die Einheimischen kennen - und ich jetzt auch.

Wer vorne im Auto keinen Platz mehr hat, steigt einfach nach hinten auf die Ladefläche. Das wäre bei uns undenkbar, hier ist es "thaistyle", also normal. So, wie der warme Wind durch die Haare fegt, ist das eigentlich ein tolles Abenteuer, von der Sicherheit mal abgesehen.



Der Name des Ortes lässt sich einfach mit Wasserfall-Pool übersetzen, wir laufen den Bach entlang, immer an lauschigen Plätzchen vorbei, an denen Steintische zum Picknick einladen. Von einem Baum hängen Seile herunter...

Die Einheimischen haben ein paar Stände aufgebaut und bieten einfaches Essen und Trinken an. Rechts und links von Weg und Bach ist dichter Dschungel und es dauert nicht lange, bis direkt vor uns der Wasserfall mit seinen einzelnen Ebenen auftaucht. Das ist der "Wasserfall-Pool".

Wir sind fast die einzigen, die hier sind und natürlich dauert es nicht lange, bis die ersten von uns im Wasser planschen. Aber irgendwie hatte ich an diesem Morgen meine Sinne noch nicht ganz beisammen: Anders kann ich es mir nicht erklären, warum ich meine Badehose vergessen habe, obwohl mir jeder gesagt hat: "Hopi, wir gehen zum Wasserfall! Dort kannst Du baden!"

Klar, ich könnte ohne Badehose in den Shorts baden. Sicher. Aber: Hier ist Mutti Wanchai mit ihren Freundinnen, alles nette Damen. Da gewinne ich mit meinen alten Shorts weder den ersten Platz in einer Modeshow, noch in Punkto Höflichkeit. Also klettere ich lieber gut behost den Wasserfall hinauf, und gucke den Jungs ein wenig neidisch zu, wie sie sich im Wasser necken.

Ich war ja ganz erstaunt, als ich sah, was die Damen alles im Auto untergebracht haben: Während ich mich noch von der Nacht erholt habe, sorgten sie für ein leckeres Picknick und die dafür nötigen Getränke. Mitten im Dschungel wurde jetzt ein kleiner Snack kredenzt, vor dieser berauschenden Kulisse des Wasserfalls.

      

Als wir von diesem erfrischenden Ausflug zurückkamen - ja, ok, für mich war er eher feucht-heiss - fragte mich Wanchai, ob ich mit ihm eine kleine Runde mit dem Traktor drehen möchte. Traktor? Runde? Ja klar doch.

Wanchai öffnet prompt ein riesiges Scheunentor neben dem Haus, darin parkt ein ... ein ... irgendwas ... mir fällt zunächst nicht ein, wie so ein Fahrzeug heissen könnte. Wir legen den Rückwärtsgang ein und fahren auf vier Rädern raus. Jetzt kann ich das Fahrzeug genau betrachten, das Wanchai als Traktor bezeichnet: Ein farbiges Fahrzeug, von einem Rasenmäher-Motor angetrieben, ohne richtige Sitze, ohne Windschutzscheibe, ohne irgendwas. Einfach ein Ding auf vier Rädern, mit dem sich Waren transportieren lassen.

    

Das war echt lustig: Wir stiegen auf die Ladefläche und ab ging die Post. Der Motor dröhnte und der warme Fahrwind sauste um meine Ohren. Als wir mitten in den saftig-grünen Reisfeldern auf einer abgelegenen Strasse unterwegs waren, wollte ich das Ding auf seinen vier Rädern auch mal fahren. Huiii. So ganz ohne Servolenkung und sonstigen modernen Schnickschnack fiel es mir gar nicht so leicht, den Traktor tatsächlich auf der Strasse zu halten. Aber es war ein echter Mords-Gaudi.

Ich glaube, bei uns würde diese Art Traktor noch nicht mal als Go-Kart auf den Verkehr losgelassen. Hier ist er jedoch das Fahrzeug No. 1 und dient den einheimischen Bauern zum Transport ihrer Waren.

Es war einfach nur lustig.

Voll mit Erlebnissen und Eindrücken fuhren wir wieder nach Chiang Mai zurück. Damit die Jungs auch mal ruhen konnten, übernahm ich das Steuer und chauffierte uns alle sicher nach Hause. Spät in der Nacht kamen wir an.


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