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Samstag, 24. September 2016

River Rafting ohne Happy End

Ich weiss es jetzt: Samsung S7 ist Wasserdicht kann aber nicht schwimmen! 

Seit über 16 Monaten reise ich in der Weltgeschichte umher und blieb in dieser ganzen Zeit von vielem verschont: Ich habe nichts verloren, mir wurde nichts gestohlen, ich erlitt weder einen Unfall noch Verletzungen.

Heute sollte nun diese Glückslinie ein Ende haben. Doch ich fange lieber mit dem Anfang an:

Gemeinsam fuhr ich mit Wanchai, einem weiteren Freund und zwei Freundinnen in den Mae Wang National Park. Wir waren als coole kleine Truppe unterwegs. Wie in einem Nationalpark üblich, mussten wir einige Baht an Eintritt bezahlen und fuhren zu dem Parkplatz, der sich nahe der Sehenswürdigkeit Pha Chor befand.

Wer sich hier nicht auskennt - oder keinen Reiseführer hat - findet den Weg kaum. Man muss schon sehr genau aufpassen, will man die Abzweigung nicht verpassen. Nur ein kleiner Wegweiser zeigt auf den Weg, der nach Pha Chor führt. Erschwerend kommt hinzu, dass wir nicht auf einer geteerten Strasse, sondern einem löcherigen und holperigen Weg unterwegs sind, der kaum so aussah, als sei er der richtige Weg. Doch er war es und sorgte mit seinen vielen Schlaglöchern dafür, dass wir gut durchgeschüttelt am Parkplatz ankamen.

Dann hiess es: Laufen. Abwärts laufen. Hunderte von Stufen ging es hinunter bis zum Talbecken. Oha. Das heisst aber gleichzeitig auch, dass wir irgendwann all diese Stufen wieder nach oben klettern müssen. Aber was soll's. Ab nach unten, wir wollen ja schliesslich was erleben.

Unten angekommen, führte uns Wanchai als Reiseführer den gleichen Weg entlang, den auch die Schilder wiesen. Der Weg wurde immer schmaler, staubiger und schien ganz ausgetrocknet zu sein. Das fand ich ein wenig seltsam, ist doch alles um uns herum im Nationalpark saftig grün, vor allen Dingen jetzt, in dieser Jahreszeit. Hier jedoch scheinen wir in einer völlig anderen Welt unterwegs zu sein.

Der Weg mutet wie ein kleines Bachbett, das sicherlich bei Regen nicht passiert werden kann. Jetzt aber ragen rechts und links von uns trockene staubige Felsen auf. Ob es wohl auf dem Mond so aussieht? Es ging noch einmal aufwärts, aber das war dann doch ein eher kleiner Hügel. Mannomann. Wir sind trotzdem ganz schön ausser Puste, vor allem die Raucher unter uns haben kräftig zu kämpfen und müssen sich erst einmal setzen.

Der Weg dauert etwa eine halbe Stunde, dann stehen wir vor einer beeindruckenden Felswand. Es sieht wunderschön und ein bisschen mystisch aus, ich habe mich gefragt, wie wohl diese grossartige Felslandschaft entstanden sein mag. Vor dieser Kulisse müssen die Fotos einfach phantastisch werden...

Ein Ranger kommt vorbei, der hier nach dem Rechten schaut. Er steht uns Rede und Antwort und stellt sich gerne als Fotograf zur Verfügung. So können wir alle fünf auf dem tollen Bild abgelichtet werden.

Ich weiss gar nicht, wo ich zuerst gucken soll, so beeindruckend ist es überall. Egal. Ich lasse die Kraft der Steine auf mich wirken und geniesse diesen Moment der Ruhe und Stille, der hier im Nirgendwo so herrscht. Und versuche gleichzeitig, nicht an das zu denken, was hier alles leben, kreuchen und fleuchen könnte, wie Schlangen, Insekten oder... Neinnein, die Felsen sind wirklich sehr schön.

  

Doch bald drängen sich die Gedanken an den Rückweg durch all diese schönen Ansichten. Ja. Ja, die Stufen, die wir nach unten geklettert sind, müssen wir auch wieder nach oben steigen. Ob wir das schaffen? Und wenn nicht? Gibt es hier keinen Fahrstuhl oder wenigstens einen Sänftenträger?

Schritt für Schritt arbeiten wir uns immer weiter aufwärts. Während sich der eine am Geländer festhält und auf diese Weise nach oben zieht, keucht der andere laut vor sich hin und ich schwitze gerade den letzten Rest an Flüssigkeit aus mir heraus und kann nur noch daran denken, dass es oben eine kleine Snackbar gibt. Dort erwartet mich als Belohnung für diese Quälerei bestimmt ein kühles Getränk. Hoffentlich.

Die Gedanken daran halten uns am Gehen, bis wir sichtlich ausser Atem endlich oben angelangt sind. Wir gönnen uns die Belohnung und ein schön gekühltes Wasser. Selbst die hier gereichten Erfrischungstücher sind gut gekühlt, das ist echt cool.

Nach diesem eher anstrengenden Abstecher fuhren wir zu einem Fluss, auf dem wir ein paar Wochen zuvor eine Bamboo-Rafting-Tour unternommen hatten. War damals Niedrigwasser, führt jetzt der Fluss nach dem vielen Regen deutlich mehr Wasser. Damit sollten wir wohl sicher sein, dass wir mit unserem Rafting-Boot nicht auf einen der vielen Felsen im Wasser auflaufen.

Das Prinzip mit dem Rafting funktioniert kinderleicht: Das Auto parkt einfach bei einem der Restaurants. Ein Shuttle-Service bringt diejenigen, die anschliessend mit dem Bamboo-Rafting-Floss den Fluss wieder hinunter fahren wollen, nach oben. Dort wird das Floss aufs Wasser gesetzt, die Menschen schwimmen auf diesem zurück bis zum Restaurant, dort gibt es etwas leckeres zum Essen und am Schluss die Rechnung, logisch.

So weit, so klar. Genauso wollten wir es machen.

Wir stiegen fix in unsere Badeshorts, da ich mich gut daran erinnern konnte, dass wir beim letzten Mal an einer Stelle ziemlich nass wurden: Hier wurde das Floss von der Strömung unter das Wasser gedrückt. Dabei bleibt keiner trocken. Garantiert.

Nur zehn Minuten braucht der Jeep, bis er uns oben am Startplatz des Flosses abgeliefert hat.

Wir steigen auf. Die Mädels und ich nehmen in der Flossmitte Platz, Wanchai steuert vorne und der andere Freund hinten, damit wir sicher mit dem Floss abwärts fahren können.

Da ich hübsch geschützt sitze, schiesse ich mit meinem neuen Samsung S7 tolle Fotos und mache unglaublich rasante Videos, die Kamera macht überhaupt unglaublich schöne Bilder, ich bin ganz hingerissen und begeistert. Nur schade, dass sich mit dem Samsung keine Unterwasserbilder machen lassen...

Mitten im Fluss begegnen wir sogar einer Elefanten-Trekking-Tour, sie kreuzen gewissermassen unseren Weg. Glücklicherweise passiert nichts, obwohl wir mit unserem Floss kurz einen Elefanten berühren und meine Begleiter vor Schreck in den Fluss springen. Nur der Elefant guckt uns etwas komisch an. Ob er in Gedanken seinen mächtigen Kopf darüber schüttelt, was wohl diese doofen Touristen hier wollen?

Weiter geht die Fahrt.

Kurze Zeit später taucht das Schild auf, das vor dieser einen blöden Stelle warnt: Hier ragen rechts und links Steine und Felsen so weit in den Fluss, dass dieser nur noch etwa einen Meter breit ist. Da es hier so eng ist, zwängelt sich das Wasser viel eiliger hindurch und weil das alles noch nicht reicht, gibt es einen kleinen Absatz. Wie bei einem kleinen Wasserfall geht es gut einen Meter abwärts. Das war die Stelle, an der wir beim vorigen Versuch einfach stecken blieben, da unser Floss plötzlich unten auf einem Felsen sass. Anschliessend zog die Strömung das Floss unter Wasser und wir wurden pudelnass dabei.

Bei diesem Versuch ist alles anders. Jetzt fliesst viel mehr Wasser den Fluss hinunter, die Strömung ist allerdings auch schneller. Ja, es ist auch gefährlicher, doch das unterschätzen wir sträflich. Und ich ganz besonders.

Ich habe keine Ahnung, welcher Affe mich eigentlich gebissen hat, aber kurz vor dieser gefährlichen Engstelle kam ich auf die glorreiche Idee, ich müsse unbedingt mit meinem Handy filmen, wie wir hier durchrauschen.

Jep. Vom Samsung S7 heisst es ja, es sei wasserdicht. Sollte uns die Strömung mit dem Floss wieder unter Wasser ziehen, werden wir zwar nass, aber sonst wird schon nix passieren. Dachte ich.

Dann ging alles viel schneller, als ich überhaupt reagieren konnte: Wir sahen die Stelle, peilten sie an und wollten direkt durchfahren. Doch die Strömung hatte etwas anderes vor und drückte das Floss hart an die Felswand, so dass wir voll dagegen prallten. Die Mädels rutschten auf dem Floss nach vorne, mich jedoch warf es raus. Ich landete im Wasser, genau zwischen dem Floss und der Felswand. Das Floss kam näher, unter Wasser schürften meine Beine über harten Fels. Ich brauchte beide Hände - liess mein Handy los und sah zu, dass sich wenigstens der menschliche Schaden in Grenzen halten lässt. Mit einer Hand stosse ich mich an der Felswand ab, mit der anderen versuche ich, das Floss von mir wegzudrücken. Glücklicherweise erfasst mich die Strömung, ich schiesse mit dem Wasser durch die Stromschnelle, fange mir jedoch noch hie und da einen Kratzer ein, schliesslich pflastern harte Steine meinen Weg nach unten.

Es waren nur ein paar unüberlegte Sekunden, trotzdem hatten wir alle riesiges Glück, dass nichts wirklich Schlimmes passiert ist. Die paar Kratzer und blauen Flecke zählen mal nicht mit. Es schmerzt zwar und blutet überall, aber das geht schnell wieder vorbei.

Kurze Zeit später kam dann der zweite Schreck: Auch wenn das Samsung S7 wasserdicht ist, schwimmen kann es jedoch nicht. So liegt es wohl irgendwo unten in der Stromschnelle herum, kreiselt zwischen Felsen, Fischen und - vielleicht - Elefantenkacke.

Die Thais eilen uns zu Hilfe, jeder versucht, das Handy zu suchen, doch es ist und bleibt einfach weg. Wir versuchten sogar, das Handy zu orten. Aber das funktioniert einfach nicht, wenn es unter Wasser ist.

Nutzt alles nichts: Ich bin schliesslich selbst schuld daran. Hätte ich bloss nicht gefilmt...

Nach diesem Erlebnis möchte ich jetzt nur noch zurück zum Restaurant und meine Wunden (lecken) desinfizieren. Uff. Klar, die Stimmung ist jetzt tief am Boden und zwar bei allen. Glücklicherweise ist es nur ein Handy, das verloren ging. Also: "Hinfallen, aufstehen, Krone richten - und weiter gehen".

Wir stärken uns mit leckerem Essen, versorgen alle sichtbaren Wunden mit einem Pflaster und fahren am Abend zurück. Ich muss jetzt erst einmal sämtliche Passwörter ändern und überlegen, wie ich wieder an die Daten komme, die auf dem Handy gespeichert waren, neues Handy kaufen und eine Kopie meiner CH-Sim Karte per Kurier senden lassen... (Danke Dino für Support).



Und dann: Gute Nacht!



Bilder von der ersten Rafting Tour bei welcher noch alles in Ordnung war:

     

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