Nachdem ich aus Asien zurückgekehrt war,
verbrachte ich ein paar Tage in Las Palmas auf Gran Canaria, aus denen
schlussendlich sogar drei ganze Wochen wurden. Anschließend reiste ich weiter
in die Türkei. Das ist für dieses Jahr meine letzte Reise, von der ich als
Travelblogger ausführlich berichten werde: Über Land und Leute - und
selbstverständlich auch über das Hotel.
Damit auch ja keine Langeweile aufkommt, buchte ich gleich zu Beginn bei der
Reiseleitung insgesamt sechs Ausflüge.
Leider wurde der erste Ausflug "Sea to
Sky", mit dem ich dem Himmel ganz nah kommen wollte und der auf den
Olympos Telefrik Berg mit seinen 2365 Metern gehen sollte, abgesagt. In der
Anlage waren nur relativ wenige All-Inclusive Pauschaltouristen, die zudem
schon ein wenig älter waren und wenig Interesse an Ausflügen zeigten.
Schade. Da am Samstag
ein klarer und tiefblauer Himmel sicherlich eine großartige Rundumsicht
ermöglicht hätte.
Zufällig traf ich abends in der Hotellobby
den Reiseleiter, der mir für Sonntag den 11.12. die Porsche Off Road Tour
offerierte. Diese hatte ich zwar für den 22.12. gebucht, doch es war auch hier
noch nicht sicher, ob diese tatsächlich stattfinden würde. Für die Tour am
11.12. hätten sich bereits sechs Teilnehmer angemeldet - und somit würde sie
auch tatsächlich stattfinden.
Selbstverständlich sagte ich sofort zu und
freute mich den ganzen restlichen Abend wie ein ein kleines Kind vor Weihnachten, dass ich am
Sonntag die Landschaft in einem Luxus-Porsche erkunden durfte.
Am frühen Sonntag-Morgen ging es dann auch schon mit einem kleinen
Minibus los, mit dem ich vom Hotel abgeholt wurde. Mit insgesamt sieben Leuten
fuhren wir gut eine Dreiviertelstunde lang, vorbei an Antalya, immer in
Richtung des Nationalparkes, der sich etwa 25 Kilometer von Antalya entfernt
befindet. Ich schaute mich im Bus um, musterte meine Mitfahrer: Würden sie auf
der Porsche-Tour mit dabei sein?
Die Fahrt an sich war eher gemütlich:
Während die einen noch schliefen, unkten andere darüber, ob das bereits die
"getürkte" Porsche-Tour sei. (Das Wort "getürkt" fiel mir
in den letzten Tagen immer wieder auf, vor allen Dingen als Werbung in Shops.
Dort hiess es: "Echt getürkte Uhren und Marken-T-Shirts". Damit
sollte man meinen, sei jeder gewarnt - und trotzdem fallen immer noch Leute auf
diese Sprüche herein und denken, dass eine Rolex für 30 Euro oder ein T-Shirt
von Dolce Gabbana für 5 Euro tatsächlich echt sei. Die werden sich wundern,
wenn der Zoll später eine Kontrolle macht.)
Unsere gebuchte Luxus-Porsche-Tour
jedenfalls war absolut nicht "getürkt": Ein Stück von Antalya
entfernt warteten neben einer Tankstelle drei Porsche Cayenne auf uns. Gut, es
war nicht das allerneueste Modell, aber alle Autos waren super gepflegt, sauber
geputzt und scharrten gewissermaßen mit all ihren 340 Pferdehufen. Unser
Abenteuer konnte beginnen.
Unser Tourguide Cyan begrüsste uns, gab uns
ein paar nützliche Informationen über den Tag im Allgemeinen und die Gegend
hier im Besonderen, verteilte die Fahrzeugschlüssel und erklärte kurz die
Fahrzeuge. Wir verteilten uns auf die drei Fahrzeuge: das heißt, sieben Teilnehmer
der Tour, der Tourguide und ein Fotograf, also insgesamt neun Personen. Ich
stieg gemeinsam mit einem deutschen Pärchen aus dem Nachbar-Hotel Titanic in ein
Fahrzeug, die vier anderen Tourteilnehmer kamen ebenfalls aus Deutschland und
waren auf einem Weihnachtsausflug ihrer Firma in der Türkei. Zu dieser Tour
hatte sie ihr Chef eingeladen.
Da unterwegs genügend Stopps eingeplant
waren, kann jeder fahren, der das möchte. Maximal vier Passagiere passen in
eines der Fahrzeuge, und bei einem Stopp besteht immer die Möglichkeit, die
Sitze miteinander zu tauschen. Als wir dann fuhren, stellte sich heraus, dass
"mein Fahrer" so begeistert vom Porsche war, dass ich ihn den ganzen
Tag am Steuer liess - somit hatte ich zudem viel mehr Gelegenheit, die Gegend
ausführlich zu begucken und geniessen.
Dann ging es los, zunächst blieb die Fahrt
noch ruhig und gemächlich, steigerte sich jedoch im Laufe des Tages. Off-Road
ist tatsächlich ein unglaublich spannendes Vergnügen: Wenn das Fahrzeug bergab
fährt, kitzelt es im Bauch. Auch die Bandscheiben werden mächtig auf ihre
Elastizität geprüft.
Sobald wir die geteerten Hauptstrassen verlassen hatten,
ging es im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Allerdings lagen
weniger Stöcke im Weg, Steine dafür um so mehr. Doch das war es ja, was ich in
meinem Urlaub immer suche, ein Erlebnis, das für mich unvergesslich bleibt. Mir
reicht es nicht, mich nur drei Woche lang im Hotel zu vergnügen, mich am Büffet
vollzufuttern und zu saufen. Ich will raus aus der Komfortzone, ich will etwas
sehen, etwas erleben und das auch geniessen.
Wir standen an tiefen Schluchten, schauten
in den Abgrund, sahen völlig unberührte Natur und tranken einen leckeren Kaffee
oder Tee. Einmal machten wir an einem kleinen Fluss eine Pause, in dem das
Wasser so klar war, dass ich am liebsten gleich darin gebadet hätte. Im Sommer
kann man das auch machen, nur jetzt, so kurz vor Weihnachten, ist es doch ein
wenig zu kalt dazu. Dazu bekamen wir von unserem Guide Cyan viele
kulturgeschichtliche Informationen. Als Deutsch-Türke sprach er übrigens
fliessend Deutsch - und wusste noch dazu viel über Deutschland und die Schweiz.
Wir fuhren durch einen riesigen
Nationalpark, dessen eine Seite selbst bei den Bewohnern von Antalya noch fast
unbekannt ist. Ausserdem steht die andere Seite noch nicht in den Programmen
der Reiseveranstalter - so kommt es, dass sich hierher nur wenige Einheimische
"verirren", die Sonntags den Park als nahe gelegenen
"Freizeitpark" nutzen, hier picknicken und sich erholen. Im dem Teil
des Parkes, in dem wir unterwegs waren, ist es absolut ruhig. Es sind kaum
Menschen hier, in der Ferne sind die Vögel zu hören und gelegentlich rufen
irgendwelche anderen Tiere. Überhaupt ist ein Teil des Nationalparks nicht für
die Öffentlichkeit zugänglich, damit sich hier die Tiere aufhalten können und
völlig ungestört sind.
Doch ich schweife ab: Zurück zu unserer
holprigen Fahrt. Wir haben im Auto so unglaublich viel gelacht, besonders als
wir mit dem Porsche einen kleinen Canyon nach unten fuhren. Das war die
sogenannte "Kokain-Strasse", auf der es hinunter zum Fluss ging.
Warum die Strasse ausgerechnet so heisst? Na, dreimal dürft ihr raten. ;-), und
ich wette, völlig falsch. Die Strasse, die eigentlich eher ein schmaler Weg
ist, besteht aus Kalksteinen und Kalkstein-Staub. Unsere drei Autos wirbelten
den Staub dermassen in die Luft, dass das jeweils vorausfahrende Fahrzeug fast
völlig darin verschwand, auch das erste Fahrzeug mit dem Tourguide darin. Wir
haben ganz fix die Fenster geschlossen, die Lüftung auf Umluft gestellt und hofften,
dass der Staubpartikelfilter von Porsche das macht, was er machen soll:
Sämtlichen Staub filtern, so dass kein "Kokain-Staub" in das Fahrzeug
hinein kommt.
Auf dieser Fahrt durch den Canyon stellt
sich der Porsche Cayenne denn auch als gutes Off-Road Fahrzeug heraus: Dieses
Fahrzeug gehört schliesslich nicht auf die Autobahn, sondern hat hier im
Gelände seinen natürlichen Spiel- und Lebensraum, in dem es zeigen kann, was in
ihm steckt. Das wahre sportliche Erlebnis bietet der Cayenne, wenn er nahe an
seine Grenzen kommt. Er fuhr völlig zuverlässig, selbst in dem Moment, als der
Weg steil bergauf führte, zudem alles andere als eben war. Hier gab der
Allrad-Antrieb sein bestes - und brachte uns sicher nach oben. Übrigens
verlangt eine solche Tour auch dem Fahrer eines solchen Off-Road-Fahrzeuges
einiges an Geschicklichkeit ab. Doch der Fahrer in unserem Auto hatte den
Porsche fest im Griff und meisterte gemeinsam mit ihm diese steinige und
unebene Strasse. Wir kommen ohne Schaden am Auto oder uns ganz oben an und ich
bin mir sicher, dass dies ein echtes Off-Road-Abenteuer war, das ich erleben
durfte.
Die Tour ging weiter. Als wir an einem
Fluss einen besonders idyllischen Platz erreichten, wartete hier schon unser
zweiter Tourguide auf uns. Erdogan hatte mit seinem Gehilfen ein typisch
türkisches BBQ-Essen vorbereitet. Jeder schnappte sich einen der Campingstühle,
die ganz zufällig im Kofferraum der Fahrzeuge steckten. Auf einen
improvisierten Grill - überhaupt grillen die Türken auch in ihrer Heimat sehr
gerne, nicht nur in Deutschland oder der Schweiz - wartete saftiges Hähnchen
und eine würzig-pikante Grillwurst darauf, dass wir sie verspeisten. Das
Fleisch wurde in ein leckeres Brötchen "verpackt", mit Tomaten und
Zwiebeln garniert. So war es dann ein Kebab, der ausgezeichnet schmeckte. Da
ich im Hotel noch kein Frühstück gegessen hatte, nahm ich gleich zwei - und
weil es gar zu gut schmeckte, gleich noch einen dritten davon. Wow. War es die
frische Luft, das Abenteuer oder diese besondere Umgebung? Alles schmeckte
fabelhaft und war um Längen besser, als in einem dunklen Restaurant zu sitzen
und dort an einem gedeckten Tisch zu sitzen.
Wir sassen gemütlich, lauschten dem leise
vor sich hin murmelnden Wasser. Wir waren nicht ganz alleine hier, sondern sassen
mit einer kleinen Gruppe zusammen, die mit dem Mountain-Bike hierher geradelt
war. Echt der Wahnsinn: Wenn ich mir die Strasse hier angucke und mir
vorstelle, wie jemand mit dem Mountain-Bike hier bergauf und -abwärts radelt.
Das ist echt eine Leistung, vor der ich meinen Hut ziehe. Da jeder der Porsches
von 340 Pferdchen gezogen wird, haben wir es einfacher. Dafür sind wir zwar
nicht ganz so sportlich unterwegs, aber das stört mich nicht.
Unser Mittagessen war übrigens im Preis der
Off-Road-Tour enthalten, wir brauchten nur die Getränke extra zu zahlen. In
einer gekühlten Box stand Wasser, Cola, Eistee und sogar Efes-Bier zur Auswahl.
Wer allerdings einen der Porsches fahren wollte, durfte kein Efes trinken,
schliesslich haben die Fahrer nicht nur die Verantwortung für ein teures Auto,
sondern auch für die anderen Passagiere, die darin sitzen.
Wer hier, so mitten in der Natur, isst und
trinkt, sollte bedenken, dass es hier, weit abseits von jeder Zivilisation,
auch keine luxuriösen Toiletten gibt. Wer hier ein menschliches Bedürfnis
verspürt, sucht sich einfach einen Baum oder einen Strauch, hinter dem er
verschwinden kann. Allerdings muss dann jeder selbst hoffen und aufpassen, dass
nicht gerade eine Schlange oder ein anderes wildes Tier seinen Weg kreuzt.
Zwar konnten wir sämtliche 340 PS, die der
Porsche so bietet, nicht wirklich ausnutzen, doch der Fahrspass weit ab von
befestigten Wegen, die irre Gegend hier und die unberührte Natur stehen ganz
klar im Vordergrund.
Die Fahrt an diesem Tag endete an der
sogenannten "Schwiegermutter-Schlucht". Leider konnte - oder wollte -
uns Cyan nicht sagen, wie diese Schlucht wohl zu ihrem vielsagenden Namen
gelangt war. Doch wir machten uns so unsere eigenen Gedanken dazu. Schliesslich
geht es hier tief in den Abgrund hinab. Der Rand des Weges war zwar mit einem
Geländer gesichert, doch so ganz wohl war mir nicht. Aber ich habe ja auch
Höhenangst, da wird mir bei einem solchen Anblick ohnehin eher mulmig im Bauch.
Wer übrigens sehr mutig ist, kann sich auf eine kleine Plattform stellen, die
etwa drei Meter über die Schlucht hinaus gebaut wurde. Von hier aus hat man
einen völlig ungebremsten Blick nach unten. Zwar wirkt die kleine Plattform
weder sicher noch modern auf mich, doch ich überwinde mich mal wieder.
Schliesslich habe ich trotz meiner tatsächlich gut ausgeprägten Höhenangst
schon ganz andere Sachen überlebt. Also hüpfe ich auf die Plattform und
schiesse ein Selfie. Für die Ewigkeit. Und ja, ich komme auch völlig heil und
gesund wieder auf den festen Boden zurück.
Gebucht: Beim lokalen Partner von FTI Touristik der Meeting Point Turkey
Veranstalter: Cross Country Cayenne, Tropikant Tourism
Fahrzeuge; Porsche Cayenne mit 340 PS
Veranstalter: Cross Country Cayenne, Tropikant Tourism
Fahrzeuge; Porsche Cayenne mit 340 PS