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Donnerstag, 15. Dezember 2016

Mit 340 PS über Stock und Stein

Nachdem ich aus Asien zurückgekehrt war, verbrachte ich ein paar Tage in Las Palmas auf Gran Canaria, aus denen schlussendlich sogar drei ganze Wochen wurden. Anschließend reiste ich weiter in die Türkei. Das ist für dieses Jahr meine letzte Reise, von der ich als Travelblogger ausführlich berichten werde: Über Land und Leute - und selbstverständlich auch über das Hotel. 

Damit auch ja keine Langeweile aufkommt, buchte ich gleich zu Beginn bei der Reiseleitung insgesamt sechs Ausflüge.

Leider wurde der  erste Ausflug "Sea to Sky", mit dem ich dem Himmel ganz nah kommen wollte und der auf den Olympos Telefrik Berg mit seinen 2365 Metern gehen sollte, abgesagt. In der Anlage waren nur relativ wenige All-Inclusive Pauschaltouristen, die zudem schon ein wenig älter waren und wenig Interesse an Ausflügen zeigten.

Schade. Da am Samstag ein klarer und tiefblauer Himmel sicherlich eine großartige Rundumsicht ermöglicht hätte.

Zufällig traf ich abends in der Hotellobby den Reiseleiter, der mir für Sonntag den 11.12. die Porsche Off Road Tour offerierte. Diese hatte ich zwar für den 22.12. gebucht, doch es war auch hier noch nicht sicher, ob diese tatsächlich stattfinden würde. Für die Tour am 11.12. hätten sich bereits sechs Teilnehmer angemeldet - und somit würde sie auch tatsächlich stattfinden.

Selbstverständlich sagte ich sofort zu und freute mich den ganzen restlichen Abend wie ein ein kleines Kind vor Weihnachten, dass ich am Sonntag die Landschaft in einem Luxus-Porsche erkunden durfte. 

Am frühen Sonntag-Morgen ging es dann auch schon mit einem kleinen Minibus los, mit dem ich vom Hotel abgeholt wurde. Mit insgesamt sieben Leuten fuhren wir gut eine Dreiviertelstunde lang, vorbei an Antalya, immer in Richtung des Nationalparkes, der sich etwa 25 Kilometer von Antalya entfernt befindet. Ich schaute mich im Bus um, musterte meine Mitfahrer: Würden sie auf der Porsche-Tour mit dabei sein?

Die Fahrt an sich war eher gemütlich: Während die einen noch schliefen, unkten andere darüber, ob das bereits die "getürkte" Porsche-Tour sei. (Das Wort "getürkt" fiel mir in den letzten Tagen immer wieder auf, vor allen Dingen als Werbung in Shops. Dort hiess es: "Echt getürkte Uhren und Marken-T-Shirts". Damit sollte man meinen, sei jeder gewarnt - und trotzdem fallen immer noch Leute auf diese Sprüche herein und denken, dass eine Rolex für 30 Euro oder ein T-Shirt von Dolce Gabbana für 5 Euro tatsächlich echt sei. Die werden sich wundern, wenn der Zoll später eine Kontrolle macht.)

Unsere gebuchte Luxus-Porsche-Tour jedenfalls war absolut nicht "getürkt": Ein Stück von Antalya entfernt warteten neben einer Tankstelle drei Porsche Cayenne auf uns. Gut, es war nicht das allerneueste Modell, aber alle Autos waren super gepflegt, sauber geputzt und scharrten gewissermaßen mit all ihren 340 Pferdehufen. Unser Abenteuer konnte beginnen.

Unser Tourguide Cyan begrüsste uns, gab uns ein paar nützliche Informationen über den Tag im Allgemeinen und die Gegend hier im Besonderen, verteilte die Fahrzeugschlüssel und erklärte kurz die Fahrzeuge. Wir verteilten uns auf die drei Fahrzeuge: das heißt, sieben Teilnehmer der Tour, der Tourguide und ein Fotograf, also insgesamt neun Personen. Ich stieg gemeinsam mit einem deutschen Pärchen aus dem Nachbar-Hotel Titanic in ein Fahrzeug, die vier anderen Tourteilnehmer kamen ebenfalls aus Deutschland und waren auf einem Weihnachtsausflug ihrer Firma in der Türkei. Zu dieser Tour hatte sie ihr Chef eingeladen.

Da unterwegs genügend Stopps eingeplant waren, kann jeder fahren, der das möchte. Maximal vier Passagiere passen in eines der Fahrzeuge, und bei einem Stopp besteht immer die Möglichkeit, die Sitze miteinander zu tauschen. Als wir dann fuhren, stellte sich heraus, dass "mein Fahrer" so begeistert vom Porsche war, dass ich ihn den ganzen Tag am Steuer liess - somit hatte ich zudem viel mehr Gelegenheit, die Gegend ausführlich zu begucken und geniessen.

Dann ging es los, zunächst blieb die Fahrt noch ruhig und gemächlich, steigerte sich jedoch im Laufe des Tages. Off-Road ist tatsächlich ein unglaublich spannendes Vergnügen: Wenn das Fahrzeug bergab fährt, kitzelt es im Bauch. Auch die Bandscheiben werden mächtig auf ihre Elastizität geprüft.

Sobald wir die geteerten Hauptstrassen verlassen hatten, ging es im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Allerdings lagen weniger Stöcke im Weg, Steine dafür um so mehr. Doch das war es ja, was ich in meinem Urlaub immer suche, ein Erlebnis, das für mich unvergesslich bleibt. Mir reicht es nicht, mich nur drei Woche lang im Hotel zu vergnügen, mich am Büffet vollzufuttern und zu saufen. Ich will raus aus der Komfortzone, ich will etwas sehen, etwas erleben und das auch geniessen.

Wir standen an tiefen Schluchten, schauten in den Abgrund, sahen völlig unberührte Natur und tranken einen leckeren Kaffee oder Tee. Einmal machten wir an einem kleinen Fluss eine Pause, in dem das Wasser so klar war, dass ich am liebsten gleich darin gebadet hätte. Im Sommer kann man das auch machen, nur jetzt, so kurz vor Weihnachten, ist es doch ein wenig zu kalt dazu. Dazu bekamen wir von unserem Guide Cyan viele kulturgeschichtliche Informationen. Als Deutsch-Türke sprach er übrigens fliessend Deutsch - und wusste noch dazu viel über Deutschland und die Schweiz.

Wir fuhren durch einen riesigen Nationalpark, dessen eine Seite selbst bei den Bewohnern von Antalya noch fast unbekannt ist. Ausserdem steht die andere Seite noch nicht in den Programmen der Reiseveranstalter - so kommt es, dass sich hierher nur wenige Einheimische "verirren", die Sonntags den Park als nahe gelegenen "Freizeitpark" nutzen, hier picknicken und sich erholen. Im dem Teil des Parkes, in dem wir unterwegs waren, ist es absolut ruhig. Es sind kaum Menschen hier, in der Ferne sind die Vögel zu hören und gelegentlich rufen irgendwelche anderen Tiere. Überhaupt ist ein Teil des Nationalparks nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, damit sich hier die Tiere aufhalten können und völlig ungestört sind.

Doch ich schweife ab: Zurück zu unserer holprigen Fahrt. Wir haben im Auto so unglaublich viel gelacht, besonders als wir mit dem Porsche einen kleinen Canyon nach unten fuhren. Das war die sogenannte "Kokain-Strasse", auf der es hinunter zum Fluss ging. Warum die Strasse ausgerechnet so heisst? Na, dreimal dürft ihr raten. ;-), und ich wette, völlig falsch. Die Strasse, die eigentlich eher ein schmaler Weg ist, besteht aus Kalksteinen und Kalkstein-Staub. Unsere drei Autos wirbelten den Staub dermassen in die Luft, dass das jeweils vorausfahrende Fahrzeug fast völlig darin verschwand, auch das erste Fahrzeug mit dem Tourguide darin. Wir haben ganz fix die Fenster geschlossen, die Lüftung auf Umluft gestellt und hofften, dass der Staubpartikelfilter von Porsche das macht, was er machen soll: Sämtlichen Staub filtern, so dass kein "Kokain-Staub" in das Fahrzeug hinein kommt.

Auf dieser Fahrt durch den Canyon stellt sich der Porsche Cayenne denn auch als gutes Off-Road Fahrzeug heraus: Dieses Fahrzeug gehört schliesslich nicht auf die Autobahn, sondern hat hier im Gelände seinen natürlichen Spiel- und Lebensraum, in dem es zeigen kann, was in ihm steckt. Das wahre sportliche Erlebnis bietet der Cayenne, wenn er nahe an seine Grenzen kommt. Er fuhr völlig zuverlässig, selbst in dem Moment, als der Weg steil bergauf führte, zudem alles andere als eben war. Hier gab der Allrad-Antrieb sein bestes - und brachte uns sicher nach oben. Übrigens verlangt eine solche Tour auch dem Fahrer eines solchen Off-Road-Fahrzeuges einiges an Geschicklichkeit ab. Doch der Fahrer in unserem Auto hatte den Porsche fest im Griff und meisterte gemeinsam mit ihm diese steinige und unebene Strasse. Wir kommen ohne Schaden am Auto oder uns ganz oben an und ich bin mir sicher, dass dies ein echtes Off-Road-Abenteuer war, das ich erleben durfte.

Die Tour ging weiter. Als wir an einem Fluss einen besonders idyllischen Platz erreichten, wartete hier schon unser zweiter Tourguide auf uns. Erdogan hatte mit seinem Gehilfen ein typisch türkisches BBQ-Essen vorbereitet. Jeder schnappte sich einen der Campingstühle, die ganz zufällig im Kofferraum der Fahrzeuge steckten. Auf einen improvisierten Grill - überhaupt grillen die Türken auch in ihrer Heimat sehr gerne, nicht nur in Deutschland oder der Schweiz - wartete saftiges Hähnchen und eine würzig-pikante Grillwurst darauf, dass wir sie verspeisten. Das Fleisch wurde in ein leckeres Brötchen "verpackt", mit Tomaten und Zwiebeln garniert. So war es dann ein Kebab, der ausgezeichnet schmeckte. Da ich im Hotel noch kein Frühstück gegessen hatte, nahm ich gleich zwei - und weil es gar zu gut schmeckte, gleich noch einen dritten davon. Wow. War es die frische Luft, das Abenteuer oder diese besondere Umgebung? Alles schmeckte fabelhaft und war um Längen besser, als in einem dunklen Restaurant zu sitzen und dort an einem gedeckten Tisch zu sitzen.

Wir sassen gemütlich, lauschten dem leise vor sich hin murmelnden Wasser. Wir waren nicht ganz alleine hier, sondern sassen mit einer kleinen Gruppe zusammen, die mit dem Mountain-Bike hierher geradelt war. Echt der Wahnsinn: Wenn ich mir die Strasse hier angucke und mir vorstelle, wie jemand mit dem Mountain-Bike hier bergauf und -abwärts radelt. Das ist echt eine Leistung, vor der ich meinen Hut ziehe. Da jeder der Porsches von 340 Pferdchen gezogen wird, haben wir es einfacher. Dafür sind wir zwar nicht ganz so sportlich unterwegs, aber das stört mich nicht.

Unser Mittagessen war übrigens im Preis der Off-Road-Tour enthalten, wir brauchten nur die Getränke extra zu zahlen. In einer gekühlten Box stand Wasser, Cola, Eistee und sogar Efes-Bier zur Auswahl. Wer allerdings einen der Porsches fahren wollte, durfte kein Efes trinken, schliesslich haben die Fahrer nicht nur die Verantwortung für ein teures Auto, sondern auch für die anderen Passagiere, die darin sitzen.

Wer hier, so mitten in der Natur, isst und trinkt, sollte bedenken, dass es hier, weit abseits von jeder Zivilisation, auch keine luxuriösen Toiletten gibt. Wer hier ein menschliches Bedürfnis verspürt, sucht sich einfach einen Baum oder einen Strauch, hinter dem er verschwinden kann. Allerdings muss dann jeder selbst hoffen und aufpassen, dass nicht gerade eine Schlange oder ein anderes wildes Tier seinen Weg kreuzt.

Zwar konnten wir sämtliche 340 PS, die der Porsche so bietet, nicht wirklich ausnutzen, doch der Fahrspass weit ab von befestigten Wegen, die irre Gegend hier und die unberührte Natur stehen ganz klar im Vordergrund.

Die Fahrt an diesem Tag endete an der sogenannten "Schwiegermutter-Schlucht". Leider konnte - oder wollte - uns Cyan nicht sagen, wie diese Schlucht wohl zu ihrem vielsagenden Namen gelangt war. Doch wir machten uns so unsere eigenen Gedanken dazu. Schliesslich geht es hier tief in den Abgrund hinab. Der Rand des Weges war zwar mit einem Geländer gesichert, doch so ganz wohl war mir nicht. Aber ich habe ja auch Höhenangst, da wird mir bei einem solchen Anblick ohnehin eher mulmig im Bauch. Wer übrigens sehr mutig ist, kann sich auf eine kleine Plattform stellen, die etwa drei Meter über die Schlucht hinaus gebaut wurde. Von hier aus hat man einen völlig ungebremsten Blick nach unten. Zwar wirkt die kleine Plattform weder sicher noch modern auf mich, doch ich überwinde mich mal wieder. Schliesslich habe ich trotz meiner tatsächlich gut ausgeprägten Höhenangst schon ganz andere Sachen überlebt. Also hüpfe ich auf die Plattform und schiesse ein Selfie. Für die Ewigkeit. Und ja, ich komme auch völlig heil und gesund wieder auf den festen Boden zurück.



                                    

Gebucht: Beim lokalen Partner von FTI Touristik der Meeting Point Turkey
Veranstalter: Cross Country Cayenne, Tropikant Tourism
Fahrzeuge; Porsche Cayenne mit 340 PS

Samstag, 27. August 2016

Eine Auszeit auf einer schwimmenden Villa

Zunächst ein kleiner Exkurs: Was ist der Unterschied, wenn jemand im August/ September oder im Dezember/ Januar nach Thailand reist? 

Während es zum Jahreswechsel sonnig und warm ist, ist es im August/ September sehr grün. Die Bäume und Palmen strotzen geradezu saftig vor Grün, überall wachsen wunderschöne Blüten, die Reis- und Gemüsefelder sind dicht bepflanzt und sämtliche Vögeln zwitschern so fröhlich im Park, dass es geradezu eine Wonne ist. 

  

Dazu gibt es ... Überschwemmungen. Vor allem auf den ungeteerten Straßen heißt es gelegentlich: Nur Schwimmen ist schöner. Es ist alles so wunderbar grün, weil es fast jeden Tag regnet. Mal tagsüber, mal nachts. Mal nur ein paar Minuten lang, mal eine Stunde. Aber eigentlich ist das nicht weiter schlimm, schließlich ist es immer noch zwischen 30 und 35 Grad warm. Wird das T-Shirt nass, trocknet es fast ebenso schnell wieder. Ich fand es ganz angenehm, zwischendrin eine Dusche und somit wieder einen kühlen Kopf zu kriegen, der Tag war ja trotzdem heiss.


  

Ein weiterer Vorteil sind die günstigeren Preise. Zwar verlangen die Hotels in den Touristenmetropolen wie z.b. Koh Samui oder Phi Phi immer noch gesalzene Preise, doch in Thailands Norden ist es richtig günstig. Ich kann mir ein Zimmer für längere Zeit mieten und dieses als Basis für Tagestouren nutzen. Selbst wenn ich woanders übernachte, lohnt es sich, das ursprüngliche Zimmer zu behalten.




In einfachen Hostels kostet eine Übernachtung beispielsweise zwischen 150 und 300 Bht, das sind umgerechnet zwischen vier und acht Euro pro Nacht. Schon für 400 Bht, also rund zehn Euro, gibt es ein Doppelzimmer im Hotel. Ich habe mir eine Unterkunft im Hotel gesucht, fast schon eine Suite: Mit zwei Zimmern habe ich rund 60 Quadratmeter zur Verfügung. Das vordere Zimmer ist mit Kühlschrank, Bar, Theke, Tisch und Stuhl ausgestattet und hat einen Balkon, dahinter liegt das Schlafzimmer auf der ruhigeren Seite, das ebenfalls einen Balkon hat. Dazu habe ich ein grosses Badezimmer, alles zusammen kostet 800 Baht pro Nacht, also ungefähr 20 Euro. Strom, Wasser, tägliche Reinigung und zwei Flaschen Wasser sind dabei inklusive, versteht sich. 

Will ich das Zimmer einen ganzen Monat lang mieten, kriege ich es zum Spezial-Preis von 12.000 Baht, das sind 400 Bht pro Nacht, also noch einmal die Hälfte. Das ist ein absoluter Spitzenpreis, umgerechnet sind das etwa 300 Euro, für die ich einen ganzen Monat im Hotel wohnen kann.

Sicherlich gibt es auch noch günstigere Appartements im Angebot, die dann nur 5.000 Bht pro Monat kosten. Das sind Preise, die andere für eine einzige Übernachtung in Koh Samui oder Phi Phi bezahlen. Ich dagegen freue mich über meine preiswerte Unterkunft und nutze lieber die Angebote von Vietjet Air, mit denen ich von Chiang Mai bis Bangkok oder Phuket für gerade einmal 600 Bht (ihr erinnert euch, das sind etwa 15 Euro) fliegen kann. Tagsüber kann ich mich dort am Strand vergnügen, abends geht es mit dem Flieger wieder zurück ;-) 

Zurück in Thailand
Nachdem ich in Vietnam, Kambodscha, Indien und Mexico auf meinen organisierten und geführten Reisen viele wunderschöne Orte gesehen habe und tolle Mitreisende kennengelernt habe, bin ich jetzt wieder auf eigene Faust unterwegs und, wie es so schön heißt: "Selbst ist der Mann". Und ich spüre, wie sehr ich es genieße, frei zu sein und wie ein Vogel dorthin zu fliegen, wohin ich will.

Seit über 15 Monaten bin ich jetzt schon auf der ganzen Welt unterwegs. Mir geht es sehr gut, ich fühle mich ausgezeichnet, auch wenn es mir scheint, dass ich langsam etwas müde von meinen Reisen werde. Trotzdem, egal was kommt, die vielen positiven Begegnungen und Erlebnisse, die ich in den vergangenen Monaten sammeln durfte kann mir ebenso niemand mehr nehmen, wie meine Erfahrungen.

Hier in Thailand habe ich nichts konkretes vor, habe keinen festen Plan. Der ist hier auch gar nicht nötig, schließlich lässt sich von hier aus alles sehr leicht und easypeasy organisieren. Zwar kommen Fragen auf, wie: Wie lange bleibe ich hier? Wie und wohin will ich weiter reisen? Miete ich mir ein Zimmer im Gästehaus oder im Hotel? Reise ich mit dem Flieger, dem Zug oder dem Bus umher? 

Hole ich mir mein Essen vom Imbiss auf der Strasse oder esse ich gediegen im Restaurant? Es ist egal - und alles ist gleichermaßen gut. Hier in Thailand reicht es aus, neugierig und reiselustig zu sein, der Faktor "Zufall" spielt einem dann schon die allerschönsten Bälle zu, man muss sie nur erkennen und aufnehmen.

So wie mein Abenteuer auf dem Stausee:
Ich kannte ihn schon von Bildern, den tollen Stausee, der nur eine Stunde Fahrt von Chiang Mai entfernt ist. Er liegt im Si Lanna National Park und heißt: Mae Ngat Somboon Chon Dam.

An seinem Ufer gibt es einige kleinere Resorts, in denen Hausboote, oder besser gesagt: schwimmende Häuser vermietet werden. Diese Angebote sind in keinem Reisekatalog zu finden, schließlich richten sie sich an die hiesigen Einwohner, die einfach mal der Stadt entfliehen wollen, hier baden und sich erholen können. Alles in allem ein echter Geheimtipp, den ich nur deswegen erfahren habe, weil ich mich mit den Einheimischen abgebe, statt nur die anderen Reisenden zu fragen. Auf diese Weise habe ich schon einige interessante und einzigartige Orte kennengelernt, zu denen sonst niemand kommt.

Zwar fand ich auf Airbnb einige Angebote rund um den Stausee, die allerdings völlig überteuert waren, wie ich finde (ab 10'000 Bht). Für ein Haus mit sechs Schlafzimmern für insgesamt zwölf Personen bezahle ich nur 3.000 Bht, das sind umgerechnet etwa 80 Euro. Der Transfer, die Boote, Schwimmwesten und das Trinkwasser war bereits im Preis erhalten, dazu hatten wir eine super nette Vermieterin, die uns sogar erlaubt hat, unseren Reis in ihrer Küche zu kochen. Ich war von dem Angebot jedenfalls so begeistert, dass ich meinen hiesigen Freund und Reiseführer beauftragte, er solle ein Haus mit sechs Schlafzimmern für mich mieten und dazu seine besten Freunde einladen. Da ich diese bereits kennen lernen durfte, war ich mir sicher: Gemeinsam werden wir wohl eine Mords-Gaudi haben.

Gesagt getan.

Die Häuser selbst schwimmen auf dem Wasser und sind ohne den Komfort, den wir so aus dem reichen Westen gewohnt sind. Dieser ist hier allerdings völlig unnötig, schließlich leben die Menschen hier ein Thailand einfach draußen, das heißt, auf der Terrasse - und das Wasser ist drumherum. Die Schlafzimmer sind sämtlich mit Matratzen und Bettbezügen ausgestattet, es gibt zwei Toiletten mit jeweils einer "Thaistyle Dusche", zusätzlich einen grossen Balkon, der sich als Veranda rund um das Haus zieht. Von dort aus kannst du gleich ins Wasser springen. Der Grill auf der Terrasse ist gleichzeitig die Küche, mehr ist auch nicht nötig.

Wenn du dich für den Aufenthalt hier mit Essen versorgen willst, gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Du kaufst alles selbst ein, also das Essen und die Getränke, bringst alles zum Haus und kannst dann am Abend gemütlich dein Essen auf dem Grill kochen.

2. Du sagst dem Vermieter einfach Bescheid, dass du alles von ihm nimmst, sowohl das Essen als auch die Getränke. Hier hat jeder Vermieter ein kleines schwimmendes Restaurant, in dem kannst du einfach essen und trinken.

Und? Erratet ihr, für was ich mich entschieden habe? Haha... Genau... Wir machen einfach alles selbst!

Wir setzten uns, das heisst, insgesamt zehn Leute, in zwei Autos und fuhren zum Cash & Carry einkaufen und packten alles, was wir für zwei Tage an Essen und Getränken brauchten, in die Autos: Fleisch, Reis, Gemüse, Trinkwasser zum Kochen und Trinken, Eiswürfel, Kühlbox, Kohle fürs Feuer, Fisch, Hühnchen, Beef, Whisky, Cola, Bier, Chips, Toblerone, Moskito-Spray, Shampoo, Zahnbürsten, Seife, Badetücher, noch ein Moskito-Spray... 

Da kam schon einiges zusammen, aber schliesslich wollte ich sicher sein, dass niemand mit leerem Magen schlafen gehen muss.

Der Bon, den uns die Kasse ausspuckte, war bestimmt mindestens einen Meter lang. Alles zusammen hat übrigens schlappe 5.000 Bht gekostet, umgerechnet etwa 130 Euro. Ich glaube, bei uns hätten wir dafür lediglich die drei Flaschen Whisky und zwei Kästen Bier bekommen. Hier jedoch war alles dabei, was wir für Mittags, Abends und das Frühstück brauchten, selbst an den Mitternachtssnack hatten wir gedacht. Und, ich kann euch sagen: Wir wurden wirklich mehr als satt und der eine oder andere Bauch war anschliessend ein bisschen runder. 

Mit den beiden bis unters Dach vollgepackten Autos fuhren wir zum Stausee, dort wartete am Parkplatz ein Pick-Up-Taxi auf uns. Wir luden alles um, stiegen ein und wurden vom Pick-Up bis zum Ufer des Stausees gebracht. Dort wartete ein Longtail-Boat auf uns, das uns zu unserem schwimmenden Resort bringen sollte, selbstverständlich alle Mann samt Sack und Pack.

Schon die Aussicht hier am Ufer war einfach atemberaubend: Vor uns dehnte sich die weite Fläche des Stausees, links erstreckte sich der dichte und grüne Dschungel des Nationalparkes und über allem erhoben sich weit hinten die Berge.


Zwar war sich der Kapitän zunächst noch nicht sicher, ob in sein Boot wirklich die Menge von zehn Personen und die vielen Getränke und Lebensmittel passen, oder ob es ob der Belastung sinken würde, aber hey, hier wird nicht lange überlegt und diskutiert, hier wird einfach ausprobiert, ob es funktioniert.

Wir luden alles ein, stiegen einer nach dem anderen ein - ich hielt es für angebracht und wartete bis zum Schluss, stieg dann als letzter ein. Man weiss schliesslich nie genau, was kommt. Haha.


Wir stiegen also ins Boot und beobachteten genau, was passiert. Würde uns das Boot tragen oder würden wir mit Mann und Maus einfach untergehen? Es war unglaublich: Nur wenige Zentimeter fehlten, dann wäre das Wasser über die Bordkante ins Boot geschwappt, doch der Kapitän meinte, dass es ausreicht, legte ab und flugs waren wir mitten auf dem Stausee unterwegs. Schließlich kann ja nicht viel passieren, oder? Ach, der eine oder andere meiner Mitreisenden kann nicht schwimmen? Wo sind eigentlich die Schwimmwesten hin?

  

Es dauert glücklicherweise nicht sehr lange, bis wir zu unserem schwimmenden Resort kommen. Insgesamt steht auf der Plattform ein grosses Haus auf der linken Seite: Das wird unsere Unterkunft. Daneben ist das schon erwähnte kleine Restaurant mit dem Landesteg für das Boot und rechts sind noch drei kleine Häuser. Sehr cool.

Ich bin ja gespannt darauf, wie ich in der Nacht wohl schlafen werde. Ob mich das Schaukeln auf dem Wasser sanft in den Schlaf wiegen wird? Am Himmel sind dunkle Wolken zu sehen: Ob sich diese zu einem kräftigen Gewitter entwickeln werden?

Ach, das ist alles egal. Die Hauptsache ist doch, dass wir Spass haben!

Zunächst müssen wir sämtliche Einkäufe in ihren Tüten vom Boot bis ins Haus bringen, dort auspacken und ein bisschen sortieren.

Kaum ist das erledigt, machen sich die Girls schon ans Kochen. Ich kann nur staunen, wie hier alles von alleine geregelt wird. Die einen kümmern sich um dies, die anderen um das andere. Mir wird gesagt, dass ich meine Badehose anziehen und einfach ins Wasser gehen soll. Kòbkûn ká oder für die Jungs: Kòbkûn kráb: So heisst "Danke" auf thailändisch.

Aber ich möchte auch mitmachen, helfen, anpacken, doch ich habe keine Chance. Ganz nach dem Motto: "Viele Köche verderben den Brei" schicken mich die Girls wieder aus der improvisierten Küche. Während Wanchai den Girls helfen darf und das Gemüse mit vorbereitet, feuert ein anderer Freund den Grill an und achtet darauf, dass immer genügend Glut auf diesem liegt.

Alles ging übrigens unglaublich schnell: Kaum hatte ich meine Badehose an, konnte ich schon Platz nehmen und die Vorspeise wurde aufgetischt: Es gab leckeres Gemüse mit Reis. Kurze Zeit später waren schon der Fisch und das saftige Steak gegrillt, immer wieder wurde etwas Neues aufgetischt. Wo haben die nur das viele Essen her? Ich habe doch vorhin im Supermarkt gar nicht bemerkt, dass wir so viel eingekauft haben? Wow.

So ging es die nächsten 24 Stunden lang, gelegentlich von ein wenig Schlaf unterbrochen: Irgendjemand hat immer wieder etwas zum Essen zubereitet, oder mir etwas zu Trinken hingestellt.

Ich kann nicht genau sagen, ob es einfach nur Dankbarkeit war, oder ob es daran lag, dass ich der Älteste war. Ich glaube aber, es war einfach, weil jeder Spass an der Gesellschaft der anderen hatte. Jeder war froh, dass er aus der Stadt konnte und hier gemeinsam mit den Freunden, gutem Essen, Musik und Drinks am Wasser Spass zu haben. Es ist so unglaublich wenig, was man braucht, um Menschen glücklich zu machen und um damit selbst glücklich zu sein.

Obwohl es kurz regnete und stürmte, liessen sich die Jungs nicht davon abhalten, ins Wasser zu gehen. Sie sprangen vom Turm, paddelten mit dem Kajak auf dem Stausee herum und alberten dabei auf eine solch unnachahmliche Weise, dass es einfach vergnüglich war.

Cool. Ich denke, ich klopfe mir einfach dafür mal auf die Schulter und sage mir: Hast alles richtig gemacht.

Gleich nach diesen tollen zwei Tagen auf dem Stausee ging es wieder zurück nach Chiang Mai - und ich durfte zu meinem zweiten Zahnarzt-Termin.

Während beim ersten Termin alles genau angeschaut wurde, die alte Brücke entfernt und ein Zahn gezogen wurde, damit die neue Brücke stabil eingesetzt werden kann, wurden mir zunächst alle vorhandenen Zähne gründlich gereinigt und poliert. Dann wurden die Zähne abgeschliffen, auf die demnächst die neue Krone kommt, noch eine alte Krone entfernt und eine kleine Brücke eingesetzt. Jetzt sind nur noch drei weitere Termine nötig, bis die grosse Zahnbrücke hergestellt ist und eingesetzt werden kann. Sämtliche Arbeiten liegen dabei immer noch innerhalb des Budgets, das ich in Deutschland für nur eine dieser Arbeiten hätte bezahlen müssen, kriege also für das gleiche Geld wesentlich mehr Leistung. Und ich bekomme auch weder Affenzähne, noch Second-Hand-Zähne eingesetzt.

Tatsächlich fühle ich mich in dieser Klinik sehr wohl. Sie ist sauber, modern und ich werde von total freundlichem Personal umsorgt. Es ist die Dental World Clinic und bis jetzt kann ich sie wirklich uneingeschränkt empfehlen.

Hmm. Obwohl ich wirklich ausreichend Moskito-Spray benutze, bin ich am ganzen Körper von unglaublich vielen Stichen übersät und es juckt überall. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich die Biester mit dem Spray extra anlocke. Warum sollten sie mich sonst so ausgiebig stechen? Oder liegt es an meiner hellen Hautfarbe, die hier relativ selten ist? Benutze ich das falsche Parfum oder Deo? Ich habe einfach keine Ahnung. Aber solange ich kein Dengue-Fieber oder Malaria bekomme, ist alles paletti und im grünen Bereich.

Ich jedenfalls bin gespannt darauf, wohin mich meine Reise als nächstes führen wird. Immerhin stehen ja noch Trekking, Flight of the Gibbon und der Besuch bei Wanchais Familie auf dem Plan. Die Hauptsache ist, dass sich bloss keine Langeweile breitmacht.

Und tschüss.