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Samstag, 7. Mai 2016

Tunesien Hammamet

Meine Reise nach Tunesien und Hammamet.

In der Deluxe Economy Class von Vietnam Airlines ging es aus dem schönen und vor allen Dingen warmen Vietnam in die kalte und graue Frankfurter Wirklichkeit. Ja, doch, die Abwechslung ist wirklich nett, aber es hätte trotzdem nicht so anders als die Wochen zuvor sein brauchen.

Weil es am nächsten Morgen bereits vom Flughafen aus mit dem nächsten Flug weitergeht, steige ich im Ibis Style in der Nähe des Frankfurter Bahnhofes ab. Doch sonnenklar.tv bzw.. der Reiseveranstalter informierte mich über eine Änderung: Ich würde nicht ab Frankfurt, sondern ab Düsseldorf fliegen. Da war ich am Bahnhof schon genau richtig und das Bahnticket ist ohnehin inklusive.

Der Tag begann ruhig, ganz ohne Schlacht am Frühstücksbuffet. Nein, ich vermisste weder das Gedränge, noch das Kindergeschrei oder die überfüllte Rezeption. Es gab ein ganz entspanntes und schönes europäisches Frühstück, so dass ich ordentlich gestärkt mit dem ICE von Frankfurt nach Düsseldorf reisen konnte. Wir waren mit 300 km/ h unterwegs, als mir der Song "Ich heb ab, nichts hält mich am Boden" -von Sido feat. Andreas Bourani in den Sinn kam. Für mich als Schweizer sind diese 300 Stundenkilometer ja tatsächlich rasend schnell, mit unserer eher gemütlichen SBB geht es schließlich nur mit gut 120 km/ h durch die Landschaft mit Kühen, das Heidiland und an den schönen Bergen und Seen vorbei. So können wir zwar alles ausgiebig betrachten, richtig schnell ist jedoch anders. Gut, die Schweiz ist ja auch ein kleines schönes Land ;-)

Zwar konnte ich ein mulmiges Gefühl nicht ganz leugnen, wenn ich daran dachte, dass es gleich nach Tunesien geht: Schließlich gab es in der vergangenen Zeit genügend schlechte Nachrichten aus diesem Land, mit Schlagzeilen über Anschläge und Tote. Doch mir scheint, als sei das im Moment überall auf der Welt so. Ich wollte einfach für meinen Zwischenurlaub - immerhin fliege ich bald nach Indien - nicht schon wieder in die Türkei oder nach Gran Canaria reisen. Schließlich wollte ich etwas sehen und erleben - und buchte meine 3. Reise bei sonnenklar.tv nach Tunesien.


Ein Hotel erwacht aus seinem Dornröschen-Schlaf

Tunesien macht gerade eine schwere Zeit durch: Hier ist normalerweise der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen. Dank der aktuellen Politik und der Terroristen zieht es aber momentan nur wenige Touristen ins Land. Es ist völlig verrückt: Es gibt Terror und Anschläge in Belgien, trotzdem fliegen die Menschen dort vom Flughafen ab. In New York passiert 9/11 - trotzdem hält das niemanden von einer Reise in den Big Apple ab. In Thailand passiert ein Tsunami und es kommt zu politischen Unruhen: Na, und?, scheinen die Urlauber zu sagen. Kaum kommt es hingegen in Tunesien zu Anschlägen, stornieren die Urlauber ihre Reisen. Das hat das Land nicht verdient, finde ich.

Dabei ist jetzt die Gelegenheit für einen wunderbaren Urlaub in Tunesien so gut, wie sonst selten: Terroristen verüben Anschläge sicherlich dann, wenn sie viele Menschen treffen können. Hier ist es im Moment dagegen außerordentlich ruhig. Man kann sich ganz ohne Gedränge frei bewegen und wird überall willkommen geheißen. Wer ohnehin geplant hatte, in Tunesien Urlaub zu machen, sollte das jetzt machen. Wann sonst? Wenn es überall wieder richtig voll ist?

Tunesien liegt in Nordafrika und umfasst eine Fläche von 163.000 Quadratkilometern. Von den etwa elf Millionen Tunesiern wohnen gut zwei Millionen in der Hauptstadt Tunis. Gut 44 Prozent der Bevölkerung - also fast die Hälfte - ist im Alter zwischen 25 und 54 Jahren. Die meisten sprechen entweder Arabisch oder Französisch, schließlich war Tunesien früher einmal eine französische Kolonie. Fast alle Tunesier sind Muslime, der Islam ist hier Staatsreligion.

Als ich im Frühjahr nach Tunesien reiste, war das Klima mit 20 bis 25 Grad Celsius sehr mild. Im Sommer wird es hier allerdings deutlich wärmer. In Hammamet war ich im Hotel Club President untergebracht, das in einem touristischen Quartier gut acht Kilometer von der Stadt Hammamet entfernt liegt. Insgesamt gibt es rund um und in Hammamet etwa 300 Hotels, von denen jetzt etwa 30, also ein Zehntel, geöffnet haben. Da sich hier fast alles um den Tourismus dreht, sind momentan gut 80 Prozent der Einwohner arbeitslos.

Vom Flughafen Tunis bis Hammamet war der Bus gut eine Stunde unterwegs. Gut, es hat auch eine Weile gedauert, bis ich in der Menschenmenge der Ankunftshalle den für mich zuständigen Busfahrer gefunden habe, der ohne Schild gewartet hat. Wir fuhren mit einem Minibus an kleinen Dörfern vorbei, in denen schöne kleine und weisse Häuser zwischen Plantagen mit Palmen und Olivenbäumen standen. Die Landschaft war wunderbar grün. Bei der Ankunft in Hammamet stoppte unser Bus an einer Polizeikontrolle: Schwer bewaffnete Polizisten hielten jedes Fahrzeug an und kontrollierten alles gründlich. Offenbar will die Regierung alles unternehmen, damit keine weiteren Anschläge stattfinden können. Ob das gelingen wird, weiss ich nicht, aber es gab uns ein recht gutes Gefühl. Uns? Aber ja: Ausser mir waren schliesslich noch drei weitere Touristen im Minibus, die allerdings in einem anderen Hotel untergebracht wurden.

Das Hotel President ist ein ganzer Hotelkomplex mit rund 367 Zimmern, also eine weitläufige Anlage mit Hotelzimmern und zahlreichen Bungalows und zwei wunderbaren Pools. Ich dachte erst, dass sich die Menschen auf der ganzen Anlage so verteilen, dass ich keinen von ihnen sehe und auch die Pools für mich alleine habe. Wie ich kurze Zeit später erfuhr, war das Hotel an meinem Anfkunftstag den ersten Tag überhaupt wieder geöffnet - und gerade ein paar Dutzend Menschen waren als Gäste hier. WoW. Ich hatte ein ganzes Hotel fast für mich alleine, den Pool ebenso wie das Buffet und den Strand. Dennoch; schade hat mein Reiseveranstalter mich nicht darüber informiert. Denn logischerweise ist aufgrund der Wiedereröffnung und geringer Anzahl Gäste auch nur ein Teil der Infrastruktur offen und das Buffet am Abend hält sich in Grenzen.

Das Hotel liegt gleich gegenüber dem Strand und ist nur durch die kleine Nebenstrasse davon getrennt. Dort befindet sich auch der private Strandabschnitt für die Hotelgäste sowie auch der hoteleigene Wasserpark. 

Ein wenig gruselte ich mich dann doch bald. So menschenleer war die Anlage irgendwie unheimlich, so ein bisschen wie das Hotel aus "Shining", auch wenn es hier warm und sonnig ist. Ein Angestellter erklärte mir, dass es jeden Tag ein paar Touristen mehr werden, die hier übernachten und ihren Urlaub verbringen wollen. Für das Wochenende hätten sich gut 400 Tunesier angemeldet, die hier den 1. Mai feiern und ein Wochenende verbringen wollen.

Zu ändern war das alles jetzt nicht, liess sich aber perfekt nutzen. Ich konnte mich auf meine Reise nach Indien vorbereiten, meinen Blog aktualisieren, die Google-Map-Karten pflegen und meinen Lebenslauf auf Vordermann bringen, schliesslich weiss ich ja nicht, wann ich diesen wieder brauche.

Wie angekündigt, füllte sich das Hotel und war von Samstag bis Sonntagmittag voll. Wie gewohnt drängten die Menschen rund ums Buffet und mir kam gleich mein Post über "Die Schlacht ums Frühstücksbuffet" in den Sinn. So, wie ich es dort beschrieben hatte, ging es hier ab: Geschirr zersprang klirrend auf dem Boden, Kinder brüllten nach ihrer Mama, alle füllten sich die Teller so voll, als hätte jemand anschließend eine Hungersnot ausgerufen.

Der tunesische Vodka an der Bar erinnerte mich an die alkoholische Frische einer Mundspülung, der Wein schmeckte nach mildem Salatessig, doch, er war trinkbar. Für den Käse fand ich - als Schweizer! Mit Käsearoma gewissermassen gross geworden! - überhaupt keinen Vergleich. Er schmeckte nach... ? Dies ist das Problem: er schmeckte nach überhaupt nichts! Der Orangensaft "dagegen" war - schliesslich sind wir hier in Tunesien, im Süden also - aus Instantpulver. Nicht etwa aus frischen Orangen, das machen doch nur die Barbaren aus dem Norden so ;-)

Jeden Tag kam Guiseppe, der General-Manager des Hotels, zu mir und fragte mich, ob alles in Ordnung sei. Er war sich auch nicht zu fein, selbst Hand anzulegen, einen Tisch abzuräumen oder irgendetwas anderes zu machen, was gerade anlag. Ein General-Manager aus Leidenschaft.

In diesem Hotel sehen die Jungs und Mädels vom Animationsteam nicht nur zum Neidisch-werden gut aus, sondern bezaubern tatsächlich alle mit ihrem Lächeln und bieten den ganzen Tag und Abend eine gute Unterhaltung an. OK, das Abendprogramm ist sehr tanzlastig. Ich meine, Hut ab von der Leistung jeden Tag eine gute Dacenshow aufs Parkett zu bringen. Aber ich würde mal ein lustiger Sketch Abend vorziehen. Mal die Leute 30 Minuten zum Weinen und Lachen bringen. Schliesslich ist das Wetter nicht immer super und die Leute brauchen Happiness. Aber leider fehlte dies bis jetzt.

Das Hotel hat erkennbar gute Zeiten hinter sich - und hoffentlich mindestens ebenso gute vor sich: Für ein Drei-Sterne-Hotel ist es wirklich ausgezeichnet. Gut, es kommt vor, dass der Wein im Glas nach Korken schmeckt, dass das WiFi im Rezeptionsbereich jedes Bit einzeln mit Handschlag begrüsst, wenn es sich durch die Leitung fädelt. Ich hatte meine Reiseleitung bisher noch nicht gesehen, vielleicht macht sie ja auch Urlaub? Dafür kostet der Safe im Zimmer nur schlappe zwei Dinar am Tag und der Chauffeur wollte für den Transfer vom Flughafen von mir zusätzlich fünf Euro.

Die Russen (zu meinem Zeitpunkt ca 90%, 1 Schweizer, eine Handvoll Deutsche und Franzosen) tunken ihr Brötchen morgens nicht etwa in Kaffee, sondern scheinbar in Bier, sie stürzen sich aufs Buffet, als hätten sie vier Wochen lang gefastet. Ein Mitarbeiter im Hotel erklärte mir, dass der Tourismus-Minister von Tunesien alles nur menschenmögliche unternehmen würde, dass noch mehr Russen ins Land kommen, die hier Urlaub machen sollen. Ob dies gut kommt?

Dieses Hotel hat so freundliche und aufgeschlossene Mitarbeiter, die haben es einfach nicht verdient, dass ein paar Terroristen das ganze Land und die hier lebenden Menschen gewissermassen an den Rand ihrer Existenz bringen. Ich jedenfalls bin hocherfreut, dass ich diese Reise gebucht habe und die Schönheit des Landes und die Freundlichkeit der Mitarbeiter im Hotel ganz ohne grossen Rummel drumherum und Unmassen an Touristen erleben kann. So kann ich mich entspannt zurücklehnen und die Tage allein und ganz in Ruhe geniessen, bevor es nach Indien mit einer ganzen Reisegruppe geht.

Damit keine Langeweile aufkommt, engagiere ich hier im Hotel einen Privatchauffeur, der mich einen Tag lang ein bisschen durch die Gegend fahren soll.  Davon berichte ich in meinem nächsten Post.



                           






























Gebucht über: sonnenklar.TV
Reiseveranstalter und Bezahlung: ITS Reisen / DER Touristik
Hotel: Hotel Club President Hammamet
Fluggesellschaft: Tunis Air

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